Lehre/Wissenschaft

Masterstudiengang „Applied Entrepreneurship“ -Eine Bereicherung für das Gründungsökosystem

Der Masterstudiengang „Applied Entrepreneurship“ ist an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) noch vergleichsweise jung. Warum er eingeführt wurde, wie er sich in den vergangenen viereinhalb Jahren entwickelt hat, wie die heimische Wirtschaft davon profitiert und vor allem, was die Studierenden davon haben, darüber berichtete Professor Dr. Andreas Welling kürzlich beim Stifterevent im InnovationSPIN und in den Laboren der Campus Foundery OWL auf dem Innovation Campus in Lemgo.

Der Begriff „Entrepreneurship“ bezeichnet im weiteren Sinne das „Unternehmertum“ mit der kompletten Bandbreite der Unternehmensführung. Aber das ist noch nicht alles: Die zusätzliche – und essenzielle – Komponente ist der „Gründergeist“. Es geht unter anderem darum, unternehmerische Gelegenheiten zu erkennen und zu nutzen, entweder eben durch Gründung eines neuen Unternehmens oder durch einen kreativen und gestalterischen Prozess innerhalb einer Organisation.

Kern des Studiengangs „Applied Entrepreneurship“ ist also das Gründertum, und wie man es praktisch anwendet. Die Stiftungsprofessur von Professor Dr. Andreas Welling konnte die TH OWL zum 1. September 2019 für einen Zeitraum von fünf Jahren etablieren. Ermöglicht haben dies vier regionale Förderer – die IHK Lippe zu Detmold, die Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe, die Sparkasse Lemgo und der Unternehmer Oliver Voßhenrich, Mitgeschäftsführer der POS Tuning GmbH aus Bad Salzuflen.

„Die Entscheidung, diese Professur zu stiften, war ein wichtiger Meilenstein“, berichtete Professor Welling. Mit aktuell rund 160 eingeschriebenen Studierenden habe sich „Applied Entrepreneurship“ zu einem der größten Studiengänge an der TH OWL entwickelt.

Fit für die Unternehmensnachfolge

„Dieser Masterstudiengang gibt unseren Studierenden alles mit auf den Weg, was sie brauchen, um selbst zu gründen. Sie studieren am eigenen Projekt in Präsenz hier im InnovationSPIN. Sie müssen aber natürlich kein eigenes Unternehmen auf die Beine stellen. Wir machen sie beispielsweise auch fit für die Unternehmensnachfolge“, ergänzte Professor Welling.

Der Masterstudiengang „Applied Entrepreneurship“ wird sinnvoll durch die Campus Foundery OWL ergänzt. Dank der Förderung durch die Stifter konnte die Hochschule in die Ausstattung von Laboren, IT-Lösungen und die Anschaffung technischer Betriebsmittel investieren. Die „Foundery“ ist die zentrale Anlaufstelle für alle gründungsinteressierten Studierenden unabhängig vom Studiengang, Mitarbeitenden aber auch Nachbar:innen der TH OWL. Sie will unternehmerisches Denken fördern und den Gründergeist an der Hochschule festigen.

„Mit unserem Studiengang und der Campus Foundery OWL bereichern wir die Infrastruktur und das Gründungsökosystem in Ostwestfalen-Lippe“, betonte Professor Welling. „Wir sind sozusagen der Inkubator. Von der ersten Idee über deren Bewertung geben wir Beratung und Hilfe, um ein Produkt zur Marktreife zu bringen. Wir haben in unserem Netzwerk das nötige Branchenwissen. Und wir unterstützen beim Einwerben von Fördermitteln. Ein Highlight war die Erlangung des renommierten EXIST-Gründerstipendiums des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz für ein Projekt aus dem Gesundheits- und Sportsektor.“

30 Gründungen in den vergangenen drei Jahren

Dass der Masterstudiengang und die Campus Foundery OWL Hand in Hand gehen, belegen auch die knapp 1.400 Teilnehmenden an den Formaten im Jahr 2023, die aktuell 47 betreuten Gründer:innenteams und die 30 Gründungen in den vergangenen drei Jahren. Erfolgreiche Start-ups sind laut Professor Welling beispielsweise die delta3 GmbH, die eine Unterstützungssoftware für Menschen mit Behinderungen entwickelt, PLC ONE, eine neuartige Steuerung für Industrieanlagen und Anwendungen, oder VALETUDOO, ein junges Unternehmen, das die Entwicklung moderner Trainingsgeräte und die Digitalisierung der Physiotherapie vorantreibt.

Die Idee, eine Professur im Bereich Gründungswesen an der TH OWL einzurichten, hat sich also als goldrichtig erwiesen. Und das Angebot der Hochschule bereichert, wie Klaus Drücker, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lemgo, unterstrich: „Es ist gut, dass junge Menschen hier studieren und in die Firmen gehen. Doch für eine prosperierende Region brauchen wir auch neue Unternehmen. Wir als Sparkasse sind in der Region verwurzelt, und natürlich sind wir daran interessiert, dass es der Region gutgeht.“

So sieht es auch Dr. Heinrike Heil, Geschäftsführerin der Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe. „Das Thema Gründen ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagte sie. Die Wirtschafts- und Innovationskraft der Region zu erhalten und den Standort Lippe zu sichern, funktioniere, indem man das Unternehmertum stärke und den Geist des Unternehmerseins wecke.

Svenja Jochens, Hauptgeschäftsführerin der IHK Lippe zu Detmold, ergänzte: „Ein Lehrstuhl, der auch Unternehmertum vermittelt, ist wie ein Lottogewinn. Wir brauchen Nachwuchsunternehmer und -unternehmerinnen.“ Und dass ein Unternehmer oder Unternehmerin zu sein, bedeutet, auch Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für andere zu übernehmen, darüber waren sich alle Akteur:innen an diesem Nachmittag einig.

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