T&R Lemgo
Leserbriefe

Steven Grimshaws Antwort auf den Leserbrief von Hartmut Baack (Gewerbegebiet)

Lieber Hartmut,

wie Du Dir denken kannst, bekomme ich aus den Reihen der SPD nicht allzu oft Post. Umso mehr habe ich mich ĂŒber Deinen offenen Brief gefreut – auch wenn er primĂ€r an die Presse ging. Es ist schön zu sehen, dass wir in Lemgo noch lebendige politische Debatten fĂŒhren – und das nicht nur im stillen KĂ€mmerlein.

Umso erfreulicher ist es, dass Du in vielen Punkten unserer Pressemitteilung zustimmst – besonders den EinschĂ€tzungen von Carsten Steinmeier. Das zeigt: Uns eint offenbar doch mehr als man vermuten wĂŒrde – etwa das Ziel, Lemgos wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen. Nur: Gerade von der linken (Sitz-)Seite des Rates fehlten in dieser Wahlperiode leider oft entsprechende Signale.

Du schreibst, Du seist als „Linker in der SPD“ damals fĂŒr die Erweiterung der Hengstheide gewesen – das glaube ich Dir gern. Dann sind wir uns ja fast einig. Umso spannender ist Dein Hinweis, dass es „eher die Konservativeren“ in der SPD-Fraktion waren, die sich dagegen stellten. Damit ĂŒbst Du ja selbst Kritik an einigen Genossen, die heute noch im Rat sitzen – und möglicherweise auch nach der Wahl wieder dort Platz nehmen.

Vielleicht war meine Formulierung in der Pressemitteilung etwas zugespitzt – aber wie man so sagt: Wenn sich jemand angesprochen fĂŒhlt, liegt das selten nur am Ton, sondern auch an der Melodie.

Wichtig ist mir: Die Kritik war nie persönlich gegen Dich gerichtet. Im Gegenteil – Dein Engagement und Deine Klarheit in der Sache schĂ€tze ich. Dennoch bleibt der Eindruck, dass innerhalb von SPD, GrĂŒnen und BfL in den letzten Jahren immer wieder Blockaden entstanden sind, wo aus unserer Sicht Entwicklung möglich – und nötig – gewesen wĂ€re.

Übrigens: HĂ€tten wir damals geahnt, dass einzelne SPD-Ratsmitglieder im Rat eine andere Linie vertreten als ihre Fraktion im Haupt- und Finanzausschuss, hĂ€tten wir die Vorlage in den Rat gezogen – und damit vielleicht eine andere Entscheidung herbeigefĂŒhrt. Man lernt eben nie aus. Danke fĂŒr die AufklĂ€rung.

Du scheinst die damals verhinderte Erweiterung ebenfalls kritisch zu sehen. Eine klimaneutrale Fabrik mit 300 ArbeitsplĂ€tzen, die sich nicht ansiedeln konnte – das schmerzt. Diese Chance kommt nicht wieder. Umso wichtiger, dass wir aus der Vergangenheit lernen – und kĂŒnftig mutiger entscheiden, wenn es um die Lebensgrundlagen kommender Generationen geht.

Du erinnerst an die Ausschussdebatten von 2019 – die habe ich, wie Du richtig bemerkst, nicht direkt miterlebt, weil ich unserem Land zu dem Zeitpunkt in Afghanistan gedient habe. Aber politische Verantwortung endet ja nicht bei Anwesenheitslisten. Entscheidend ist doch: Heute fehlen uns FlĂ€chen. Und heute mĂŒssen wir die Folgen dieser Entscheidungen tragen – wie auch der Wirtschaftsförderer jĂŒngst deutlich gemacht hat.

Deshalb mein Vorschlag: Statt uns gegenseitig „Fake News“ zu unterstellen, sollten wir lieber gemeinsam an Lösungen arbeiten. Vielleicht – ganz in Anlehnung an die Sitzordnung im Ratssaal – wĂ€re es an der Zeit, dass sich der linke und der rechte FlĂŒgel in Lemgo mal wieder an einem Tisch treffen. Die Hengstheide wird dadurch nicht automatisch grĂ¶ĂŸer – aber vielleicht das gegenseitige VerstĂ€ndnis.

Und noch konkreter: Die damaligen BeschlĂŒsse lassen sich formal durchaus korrigieren. Wenn die SPD mitzieht, stehen wir als CDU bereit, die Erweiterung neu zu beschließen – und dort endlich die ArbeitsplĂ€tze zu schaffen, die Lemgo dringend braucht.

Zum Schluss bleibt zu hoffen, dass auch die kĂŒnftig aktiven Ratsmitglieder (viele davon waren ja schon 2019 dabei) Deine differenzierte Sichtweise teilen. Ich wĂŒrde mich ĂŒber eine wirtschaftspolitische Zusammenarbeit freuen, die sich klar fĂŒr ArbeitsplĂ€tze ausspricht. Und wer weiß: Vielleicht kannst Du ja in Deiner Partei und Fraktion dafĂŒr werben. Inhaltlich sind wir ja (fast) einer Meinung.

Mit freundlichen und augenzwinkernden GrĂŒĂŸen,

Steven Grimshaw“

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Michael Pitt

Michael Pitt betreibt das Portal Mein-Lemgo im dritten Jahr. Er ist in Lemgo geboren und wohnt direkt am Marktplatz.
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