Was macht eine Gruppe Studierender der Detmolder Schule für Gestaltung, ausgerüstet mit Macheten, Ast- und Heckenscheren, im Teutoburger Wald?
Die Forstabteilung des Landesverband Lippe plant die Aufforstung eines ausgedehnten Waldstückes in Hiddesen am Teutoburger Wald. Einst von Fichten geprägt, wurde der Bestand durch Trockenperioden und den Befall des Borkenkäfers stark dezimiert. Nun beabsichtigt die Forstabteilung, einen klimastabilen Wald aus Eichen, Lärchen und Birken als Schutz-, Pflege- und Erholungsbereich anzulegen. Gebietsfremde Pflanzen (invasive Neophyten) stellen jedoch eine Bedrohung für das ungehinderte Wachstum der Jungbäume dar. Insbesondere die aus Amerika stammende Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) wächst schnell und kann die jungen Setzlinge überschatten. Sie selbst wächst in Europa nur zum Strauch heran und gilt daher nicht mehr als forstwirtschaftlich anbauwürdig.
Etwa zwei Duzend Studierende der Studiengänge Architektur, Innenarchitektur und Stadtplanung am Fachbereich Detmolder Schule für Gestaltung möchten ihren Beitrag zum Nachhaltigkeitsprojekt der Forstabteilung beitragen. Die Eindämmung der Neophyten ist mühselig und kann nur vor Hand erfolgen. Jan-Otto Hake, Leiter der Forstabteilung freut sich über das Engagement der Studierenden: „Durch ihre tatkräftige Unterstützung tragen die Studierenden zur Wiederherstellung eines gesunden Waldökosystems und zur nachhaltigen Entwicklung des Teutoburger Waldes bei. Ihr Einsatz verdeutlicht die Bedeutung von interdisziplinärer Zusammenarbeit und zeigt, wie Bildungseinrichtungen einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten können.“
Es ist ein kalter und schneereicher Tag. Im Teutoburger Waldstück unterhalb des Hermannsdenkmals zeigt sich der plötzliche Wintereinbruch von seiner idyllischen Seite. Kalte Finger und Zehen weichen dem Eifer der handwerklichen Arbeit unter der Anleitung von Stefan Schreiber, Stabstelle Forst. Die besondere Herausforderung besteht neben der Balance im kniehohen Schnee darin, die Traubenkirsche von den frisch gesetzten Jungbäumen und anderen heimischen Büschen zu unterscheiden, da die Blätter bisher kaum zu erkennen sind. Nach kurzer Einarbeitung jedoch sitzen die Hiebe mit der Machete gekonnt und zielsicher. Auch Astscheren und andere Gartenwerkzeuge erweisen sich nützlich. Die Studierendengruppe bahnt sich einen Weg durch das etwa ein Hektar große Flurstück. „Es macht Spaß, nicht nur theoretisch über Nachhaltigkeit zu sprechen, sondern auch aktiv einen Beitrag zur Wiederherstellung und Pflege des Ökosystems Wald zu leisten“, sagt eine Studentin.
Die freiwilligen Studierenden sind Teilnehmer eines gemeinsamen Wahlpflichtfachs ihrer Studiengänge. Unter der Leitung von Professor Carsten Wiewiorra planen sie eine Exkursion nach Seoul im nächsten Jahr. Dort werden Sie die dortige Partnerhochschule, Korea National University of Arts besuchen und wertvolle Eindrücke der dortigen Architektur und Innenarchitektur gewinnen. Die Südkoreanische Hauptstadt bietet herausragende Beispiele für den Kontrast und den Einklang modernen Designs und traditioneller Architektur in Form von Tempeln und Bauwerken. „In einer Welt der schwindenden Ressourcen und des Klimawandels sollten Fernreisen für Studierende möglich bleiben“, gibt Wiewiorra zu bedenken. „Die Waldpflegeaktion dient sozusagen als kleiner Beitrag für den Klimaausgleich der geplanten Exkursion. Es geht uns außerdem darum, bewusst zu machen, was eine solche Reise auch klimatisch als CO2-footprint bedeutet.“ Zur Finanzierung Ihrer geplanten Reise werden die Studierenden noch verschiedene Aktionen zur Weihnachtszeit, wie Plätzchen- und Getränkeverkauf, durchführen. Die vorfreudige Erwartung neuer interkultureller Eindrücke spiegelt sich deutlich im gemeinschaftlichen Engagement für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft wieder.
PM TH OWL