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Vier Schulen – eine Vision: Lippische Berufskollegs sollen zu modernen Kompetenzzentren weiterentwickelt werden

Kreis Lippe will Berufskollegs zukunftsfähig ausrichten – politische Beratung startet

Der Kreis Lippe steht vor einer bedeutenden Entscheidung: Die vier Berufskollegs des Kreises Lippe in Detmold und Lemgo sollen zu klar profilierten Kompetenzzentren weiterentwickelt werden. Ziel ist es, die berufliche Bildung zukunftssicher zu machen und die Region als Bildungsstandort nachhaltig zu stärken. Dafür wurde in den vergangenen Monaten eine umfassende Grundlagenstudie zur Berufskolleglandschaft in Lippe mit drei Zukunftsvarianten erstellt. Eine davon soll aus Sicht der Kreisverwaltung nun politisch beraten und nach einem Grundsatzbeschluss des Kreistages konkret ausgearbeitet werden. Am heutigen Dienstag, 9. September, befasst sich der Bildungsausschuss mit dem Thema.

Bislang sind technische sowie kaufmännische Schwerpunkte sowohl in Lemgo als auch in Detmold angesiedelt. Das soll sich künftig ändern, um Synergien zu schaffen, Doppelstrukturen abzubauen, dringende Sanierungen gezielt umzusetzen und damit eine moderne Lehr- und Lernumgebung für die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte anbieten zu können. Konkret sieht die von der Verwaltung favorisierte Variante B vor, in Lemgo ein technisch geprägtes Kompetenzzentrum zu schaffen, während in Detmold zwei Kompetenzzentren für kaufmännische Berufe sowie für die Bereiche Gesundheit/Soziales und Ernährung/Versorgung/Gastronomie entstehen. Damit würden die bisherigen vier Berufskollegs inhaltlich klarer ausgerichtet und zugleich bestehende Strukturen besser genutzt.

„Wir schaffen damit eine Bildungsregion, die jungen Menschen in Lippe optimale Zukunftsperspektiven bietet. Mit dieser Neuausrichtung verschmelzen wir Bewährtes mit Neuem und machen die berufliche Bildung zukunftssicher,“ ist sich Landrat Dr. Axel Lehmann sicher. Auch Verwaltungsvorstand Dr. Olaf Peterschröder sieht die Chance auf einen wichtigen Entwicklungsschritt: „Mit den Kompetenzzentren bündeln wir Fachkräfte, Ausstattung und Know-how. So entstehen Orte, an denen innovative Lernkonzepte wachsen können – ein Gewinn für die gesamte Region.“

Schulleitungen, Lehrer und Schüler werden mit eingebunden

Für Karen Zereike, Leiterin des Eigenbetriebs Schulen, ist darüber hinaus wichtig, dass dieser Prozess gemeinsam mit allen Beteiligten gestartet wurde und weiter begleitet wird: „Wir haben uns zusammen mit den Schulleitungen, der Lehrerschaft sowie Schülerinnen und Schülern auf den Weg gemacht und werden ihn auch weiter gemeinsam beschreiten.“

„Darüber hinaus wurden und werden auch die betroffenen Kommunen, die TH OWL, die Wirtschaftsverbände und andere Beteiligte weiterhin mit eingebunden“, sagt Dirk Menzel, Leiter des Fachdienstes Bildung, der außerdem die Bedeutung für die Fachkräftesicherung betont: „Mit klaren Profilen steigern wir die Attraktivität unserer Berufskollegs und stärken gleichzeitig die Wirtschaft vor Ort. Junge Menschen finden in Lippe passgenaue Angebote für zukunftsträchtige Berufsfelder.“

„Unsere Schulentwicklungsplanung zeigt uns sehr deutlich, dass die Schülerzahlen durch den demografischen Wandel in den kommenden Jahren zurückgehen werden. Auch deshalb ist es sinnvoll, die Berufskollegs neu zu strukturieren“, ergänzt Dr. Claudia Böhm-Kasper vom Fachdienst Bildung, die beim Kreis Lippe für das Bildungsmonitoring zuständig ist.

Langfristiger Prozess in mehreren Etappen

Die Umsetzung der vorgeschlagenen Variante B ist ein langfristiges Projekt, das rund 10 bis 12 Jahre dauern könnte. Die Kosten werden derzeit mit etwa 136 Millionen Euro veranschlagt. Gleichzeitig besteht die Aussicht, dass Fördergelder des Bundes in Anspruch genommen werden können.

Die Neuausrichtung erfolgt dabei nicht auf einen Schlag, sondern in Etappen. Jeder Abschnitt bereitet den nächsten vor – ähnlich einem Staffellauf, bei dem der Staffelstab Schritt für Schritt weitergegeben wird. Erst wenn neue Gebäude fertiggestellt oder bestehende saniert sind, ziehen die betroffenen Bildungsgänge an den jeweiligen Standort um. So bleibt der Unterrichtsbetrieb durchgängig gesichert und die Neuaufstellung kann in einem geordneten Prozess wachsen.

Grundlagenstudie, Varianten und Ausblick

Ausgangslage für den Vorschlag der Verwaltung ist eine umfassende Grundlagenstudie, die das Büro conceptK in den vergangenen Monaten erarbeitet hatte. Die Gutachter hatten darin drei Varianten für die Neuausrichtung der Berufskollegs entwickelt:

Variante A: Schwerpunktbildung an den bestehenden Standorten. Variante B: wie A, ergänzt um ein weiteres Kompetenzzentrum für Gesundheit/Soziales sowie Ernährung/Versorgung/Gastronomie in Detmold. Variante C: ein völlig neuer zentraler Bildungscampus für alle vier Schulen.

Nach Bewertung der pädagogischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Kriterien empfehlen die Gutachter Variante B als ausgewogenste und zukunftssicherste Lösung, die auch von Kreisverwaltung favorisiert wird.

Mit der Beratung im Bildungsausschuss wird nun der politische Entscheidungsprozess eröffnet. Nach den Beratungen in den Fachausschüssen soll der Kreistag im Oktober einen Grundsatzbeschluss über die Neuausrichtung der Berufskollegs fassen. „Dabei handelt es sich in der Tat zunächst nur um einen Grundsatzbeschluss, damit die Verwaltung mit den ersten Planungen beginnen kann. Durch die etappenweise Umsetzung der Neustrukturierung wird die Politik auch nach der Kommunalwahl eng mit eingebunden und wichtige Entscheidungen für den langjährigen Prozess treffen können“, erklärt Dr. Olaf Peterschröder.

PM Kreis Lippe

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Michael Pitt

Michael Pitt betreibt das Portal Mein-Lemgo im dritten Jahr. Er ist in Lemgo geboren und wohnt direkt am Marktplatz.
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