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Lehre/Wissenschaft

TH OWL blickt zurück und richtet den Blick nach vorn: Jahresempfang 2025 im Zeichen der Strukturreform

Der Jahresempfang ist eine feste Größe und ein besonderes Ereignis im Veranstaltungskalender der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL). Entsprechend groß war der Andrang im Audimax des Hauptgebäudes. Neben Hochschulangehörigen waren am Donnerstagnachmittag, 9. Oktober, auch zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik sowie aus Kammern und Verbänden nach Lemgo gekommen.

Den Kern des Empfangs bildeten neben der Jahresansprache von TH-OWL-Präsident Professor Dr. Jürgen Krahl, der die vergangenen zwölf Monate an allen drei Campi und den beiden Lernorten aus Sicht der Hochschule Revue passieren ließ und über Zahlen, Daten und Fakten referierte, insbesondere die Ausführungen zur Strukturreform. Wie einen Staffelstab übernahmen die weiteren Mitglieder des Präsidiums das Mikrofon und berichteten über die vollzogenen, aktuellen und anstehenden Entwicklungen. Auch der Weg zur Weiterentwicklung des Campus Höxter wurde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Es folgten die Ansprachen des Hochschulrates und der Hochschulgesellschaft sowie die traditionelle Verleihung unterschiedlicher Auszeichnungen, untermalt von Preisträgervideos als Einspieler. Auch der von der Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe geförderte Hochschulchor unter der Leitung von Sebastian Stake trat mit dem schwungvollen Stück „Love Yourself“ von Justin Bieber auf. Durch das Programm führte Moderator Daniel Hobein, bekannt von Radio Lippe.
„Was treibt uns an, wie sieht die zukünftige Entwicklung einer Hochschule aus“, fragte Präsident Krahl mit Blick auf die Umstrukturierung. „Wir wissen, das ist ein Spannungsfeld.“ Er betonte zugleich, dass der Prozess, an dessen Ende eine „neue TH OWL“ stehen werde, einzig und allein der Zielgruppe gewidmet sei – den Studierenden.

Zudem gehe es vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und wachsender Konkurrenz darum, das Profil der TH OWL zu schärfen, ihre Attraktivität weiter zu erhöhen und den Studienerfolg zu stärken. Das schulde die Hochschule auch ihren Partnerunternehmen in der Region, die dringend auf gut ausgebildete junge Fachkräfte angewiesen seien.
„Das gelingt uns auch mithilfe der Campusvereine, die wir in Detmold und Lemgo etablieren konnten. In Minden gibt es den RailCampus OWL e.V., und die Stadt holt Angebote für ein Science-to-Business Center ein.“ Auch am Lernort Herford, wo der Bachelorstudiengang Digital Management Solutions angeboten wird, gehe es voran. „Ein Campusverein dort ist nun angestoßen“, berichtete Professor Krahl.

Ferner hob der TH-OWL-Präsident unmissverständlich hervor: „Der Standort Höxter bleibt erhalten!“ Trotz eines attraktiven Studienangebots sind die Studierendenzahlen dort rückläufig. Aktuell haben sich 109 neue Erstsemester (Stand 9. Oktober) in die insgesamt neun Studiengänge eingeschrieben. Ein Blick auf die Bachelorstudiengänge zeigt einen Rückgang von 98 (2024) auf nun 82 Personen. Die Entwicklung der letzten Jahre liegt weit hinter den Erwartungen zurück. Daher sollen die Studiengänge aus Höxter perspektivisch nach Lemgo und Detmold verlagert werden, nachdem ein neues Nutzungskonzept entwickelt sein wird. Ein Zeitplan sei in Arbeit, die Studierenden würden mit ausreichend Vorlauf informiert.

Auch die Hochschulgremien stehen hinter dem eingeschlagenen Weg der Strukturreform, die nicht nur Höxter, sondern die ganze TH OWL betrifft. „Neben den Fachbereichen – aus derzeit zehn werden zum Stichtag 1. Januar 2026 sieben neue –, betrifft die Strukturreform auch die Hochschulverwaltung. Das ist ein Riesenprojekt“, sagte TH-OWL-Kanzlerin Nicole Soltwedel. „Die Verwaltung ist in diesem Veränderungsprozess eine wichtige und aktive Partnerin.“

Vizepräsidentin Professorin Dr. Yvonne-Christin Knepper-Bartel ergänzte: „Unsere Hochschule ist auf dem Weg Richtung Zukunft. Doch das geht nur, wenn alle mit anpacken. Wir arbeiten intensiv am Qualitätsmanagement in der Lehre. Es geht uns nicht nur um Auslastung und Effizienz, sondern viel mehr um innovative Lehrformate und Interdisziplinarität. Die Interdisziplinarität wird als Mehrwert der Strukturreform von den Studierenden eingefordert und ist gleichzeitig notwendig für eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen der Zeit und der Nachhaltigkeit.“

Professor Knepper-Bartel weiter: „Mit anderen Worten, wir treiben auch das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) voran. Ferner macht sich die Hochschule auf den Weg, noch einen Schritt weiter zu gehen: Wir verbinden Nachhaltigkeit plus Partizipation gleich Gemeinwohl. Diese Entwicklung passt besonders zu der Region um Höxter, die eine Vorreiterrolle in der Gemeinwohlökonomie hat. Daher ist es mehr als naheliegend, im Zuge des jetzt entstehenden Konzepts den Sustainable Campus zu einen ‚Gemeinwohl Campus‘ weiter zu entwickeln. Dabei zählen wir auf die Mitwirkung der gesamten Region und verstehen den Ansatz als Dach unter dem sich eine Vielzahl von Ideen zusammenführen lässt. Das heißt, jeder ist willkommen, sich in dieses dynamische Konzept einzubringen.“ Professor Krahl fügte hinzu: „Unsere Zukunft entsteht nicht durch Strukturen, sondern durch Leidenschaft – für unsere neue TH OWL.“

Klaus Böhme, stellvertretender Vorsitzender des Hochschulrates, fand in seiner Ansprache deutliche Worte: „Die Strukturreform verfolgt das Ziel, unsere Hochschule zukunftsfähig aufzustellen, die Qualität von Forschung und Lehre zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit im nationalen wie internationalen Kontext zu stärken.“ Dabei gelte es, den Dialog mit allen Beteiligten zu suchen und mit Widerständen konstruktiv umzugehen.

Um für die Fachkräfte von morgen attraktiv zu sein, brauche es, so Böhme, neben qualifizierten Lehrenden und gut ausgestatteten Laboren auch eine funktionierende kommunale Infrastruktur und das Engagement der Städte, sich als attraktive Hochschulstandorte zu präsentieren.
„Die Entscheidung, einzelne Studiengänge von Höxter nach Detmold und Lemgo zu verlagern, wurde nach sorgfältiger Abwägung und unter Berücksichtigung der wenig ermutigenden Ergebnisse der Corvey-Machbarkeitsstudie getroffen. […] Uns ist bewusst, dass dieser Schritt mit erheblichen Veränderungen für die betroffenen Standorte verbunden ist. Widerstand und kritische Stimmen sind dabei Ausdruck der Verbundenheit mit dem Standort Höxter – sie verdienen Respekt und einen offenen Dialog. Argumentationslinien und Aktionen, die die TH OWL als Ganzes angreifen und ihre Reputation beschädigen, helfen jedoch nicht, konstruktive Lösungen zu finden. So wird man nicht für Studierende und Studierwillige interessant, so gefährdet man Zukunft“, unterstrich Böhme.

Die TH OWL setze auf Transparenz, Mitwirkung aller Beteiligten und ein gemeinsames Ringen um die besten Wege. „Dem darf man sich dann allerdings auch nicht verweigern, wie das derzeit in Höxter außerhalb unserer Hochschule leider der Fall ist. Die vorschnelle und aus unserer Sicht unnötige Standortgarantie durch die Ministerin hat in der Öffentlichkeit Erwartungen geweckt, die den realen Rahmenbedingungen nicht gerecht werden. Solche Zusagen sollten erst nach sorgfältiger Prüfung und in enger Abstimmung mit der Hochschule erfolgen, um Vertrauen und Planungssicherheit zu gewährleisten.“

Auszeichnungen

Der Jahresempfang 2025 der TH OWL bot ferner den feierlichen Rahmen für Auszeichnungen. Den Jahrespreis der Hochschulgesellschaft erhielt in diesem Jahr Mattes Schürfeld aus dem Fachbereich Detmolder Schule für Gestaltung. Überreicht wurde die Auszeichnung von Volker Steinbach, Präsident der Hochschulgesellschaft. Schürfeld engagiert sich seit Jahren mit außergewöhnlicher Konstanz für die Studierendenschaft und das hochschulpolitische Leben. Als Vorsitzender des Studierendenparlaments prägte er maßgeblich die Reform der Satzung der Studierendenschaft, stärkte die Social-Media-Präsenz und initiierte hochschulpolitische Diskussionsformate. Zudem organisierte er die Bundesfachschaftstagung 2023 und war an den Kollektivtagen 2024 beteiligt. Auch außerhalb der Hochschule engagiert er sich im CSD Lippe e.V. für Vielfalt und Teilhabe. Mit Kommunikationsstärke und Empathie ist er eine zentrale Stimme des studentischen Lebens an der TH OWL.

Mit dem Lehrpreis der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe wurde in diesem Jahr Professor Dr. Michael Minge vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Überreicht wurde die Auszeichnung von Professorin Dr. Yvonne-Christin Knepper-Bartel, Vizepräsidentin für Bildung und Nachhaltigkeit. Minge steht für eine Lehre, die Studierende in den Mittelpunkt stellt und sie individuell fördert. Seit seiner Berufung 2020 entwickelt er didaktische Konzepte, die auf Dialog, Motivation und praxisorientiertes Lernen setzen. Er fordert viel, gibt aber ebenso viel zurück, indem er Studierende ermutigt, Verantwortung zu übernehmen, Ergebnisse zu veröffentlichen und fachbereichsübergreifend zu arbeiten. Offen für neue Technologien, fördert er einen reflektierten Umgang mit digitalen Werkzeugen und gestaltet seine Lehre als gemeinsamen Lernprozess. Damit verkörpert er das Motto „Studierendenzentriert lehren – Die Lernenden im Blick“.
Der Forschungspreis 2025 ging an Professor Dr. Klaus Maas, der die TH OWL seit 2009 mit seinem interdisziplinären Wirken prägt. Überreicht wurde die Auszeichnung von Professor Dr. Stefan Witte, Vizepräsident für Forschung und Transfer. Maas, Professor für Umweltinformationssysteme, verbindet Ingenieurwissenschaft, Digitalisierung und Nachhaltigkeit auf beispielhafte Weise. Als Gründungsdirektor des Zukunftszentrums Holzminden-Höxter (ZZHH) entwickelte er Strategien zur Klimaanpassung im ländlichen Raum, darunter praxisnahe Konzepte zur Sturzflutvorsorge. Zudem stärkt er als Leiter des Graduiertenzentrums OWL und Direktor im Promotionskolleg NRW die Forschung und Nachwuchsförderung. Internationale Projekte, etwa in Südafrika und der Mongolei, zeugen von seiner globalen Perspektive. Maas steht für Forschung, die wissenschaftliche Exzellenz mit gesellschaftlicher Verantwortung und menschlicher Integrität verbindet.

Den DAAD-Preis für ausländische Studierende nahm Nathalie van Walgraven von Professorin Dr. Uta Pottgiesser, Vizepräsidentin für Kultur, Kommunikation und Internationales, entgegen. Die Doktorandin forscht im Arbeitskreis Angewandte Biochemie an der TH OWL in Kooperation mit der Universität Limerick an der Entwicklung kosmetischer Wirkstoffe aus Nebenströmen der Agrarindustrie – ein Projekt, das wissenschaftliche Exzellenz mit Nachhaltigkeit verbindet. Ihre akademischen Leistungen sind herausragend: Bereits im Masterstudium an der Hebrew University in Jerusalem gehörte sie zu den Jahrgangsbesten. Neben der Forschung engagiert sie sich in internationalen Entwicklungsprojekten und in der lokalen Gemeinschaft in Lippe. Van Walgraven, Norwegerin mit niederländischen Wurzeln, steht für interkulturelle Offenheit, fachliche Brillanz und soziale Verantwortung – eine junge Wissenschaftlerin, die Brücken zwischen Ländern und Disziplinen baut.

Der Preis der Studierendenschaft ging an Sebastian Schütte, der als zentrale Stütze der Technikausleihe im Fachbereich Medienproduktion gilt. Urlaubsbedingt nahm seine Kollegin Carolin Krallmann die Auszeichnung von Nils Isendahl, Vorsitzender des AStA, entgegen. Seinen Dank übermittelte Schütte in einer launigen Videobotschaft. Mit großem Einsatz modernisierte er das Ausleihsystem, führte ein benutzerfreundliches Buchungsportal ein und sorgt dafür, dass Studierende mit professioneller Technik arbeiten können. Seine geduldige Beratung und schnelle Unterstützung machen ihn zu einer verlässlichen Ansprechperson für Studierende und Lehrende. Ob bei Fragen zu Kameras, Mikrofonen oder Studioausstattung – Schütte steht für Kompetenz, Hilfsbereitschaft und Teamgeist. Sein Engagement trägt maßgeblich dazu bei, dass Projekte an der TH OWL auf höchstem Niveau realisiert werden können.

Knapp zwei Stunden nahm der offizielle Teil des Jahresempfangs in Anspruch – die aufgrund der Themenfülle jedoch vergingen wie im Fluge. Im Anschluss hatten Gäste und Hochschulangehörige noch ausreichend Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und den Tag bei einem Imbiss ausklingen zu lassen.

Hier geht es zur Rede von Klaus Böhme, stellvertretender Vorsitzender des Hochschulrates: https://www.th-owl.de/news/artikel/detail/jahresempfang-im-zeichen-der-strukturreform/

PM TH OWL

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Michael Pitt

Michael Pitt betreibt das Portal Mein-Lemgo im dritten Jahr. Er ist in Lemgo geboren und wohnt direkt am Marktplatz.
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