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Statement des Bürgermeisters Kalletal zur Abstimmung „Gründungsbeschluss kMVZ Kalletal“

Der Bürgermeister der Gemeinde Kalletal, Mario Hecker, teilt mit:

Die Abstimmung zum Gründungsbeschluss für ein kommunales Medizinisches Versorgungszentrum am Standort der ehemaligen Ziegelei in Hohenhausen endetet gestern Abend mit 16 Ja- und 16 Nein-Stimmen, also Patt, was im Ergebnis die Ablehnung des Vorschlages der Verwaltung und der Empfehlung des kommunalen Entwicklungsbeirates zur „Gesundheitsversorgung“ bedeutet hat. Zuvor hatte sich der Seniorenbeirat eindringlich mit einem Schreiben an den Rat gewendet, welches ich Ihnen als Anlage beifüge.

Ich hatte im Vorfeld der Abstimmung die Ratsmitglieder auf den Gesetzentwurf zur Klinikreform verwiesen. Hier sind auf dem Land Ausnahmen vorgesehen, um eine medizinische Versorgung sicherzustellen: Gesetzlich wird festgelegt, dass für die Bürger eine Klinik mit einer Chirurgie und einer Abteilung für innere Medizin mit dem Auto innerhalb von 30 Minuten erreichbar sein muss. Für alle anderen Abteilungen gilt eine Zeitspanne von 40 Minuten. Zudem sollen Klinikstandorte auf dem Land bevorzugt in medizinische Versorgungszentren (MVZ) umgewandelt werden, in denen nur kleinere Eingriffe vorgenommen werden und ansonsten die Pflege im Vordergrund steht.

Ausdrücklich hatte ich zum Ausdruck gebracht, dass alle 16 Ortsteile der Gemeinde Kalletal in weniger als 30 Minuten einen Klinikstandort erreichen könnten, ohne dass man den Standort des Klinikums in Lemgo in Anspruch nimmt. Sofern es also dem zur Folge zu einer stationären Aufgabe des Klinikums in Lemgo kommen sollte, besteht aus meiner Sicht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass an diesem Standort auf „ambulant“ umgestellt wird und ein MVZ größerer Dimension eingerichtet wird.

Auf den ersten Blick eine durchaus ansprechende Lösung, auch für die Kalletaler medizinische Versorgung, allerdings tatsächlich auch nur auf den ersten Blick. Denn Kalletal befindet sich gemeinsam mit der Stadt Lemgo im Mittelbereich Lemgo, beide Kommunen gelten also gemeinsam momentan als „unterversorgt“. Sofern nun ein MVZ in Lemgo die freien Arztsitze vollständig „belegt“, gelte insofern unsere Gemeinde als „versorgt“ obwohl sie dann real nicht einen zusätzlichen Arzt habe.  Davor hatte ich den Rat vor der Abstimmung eindringlich gewarnt. Sollte das nun so eintreffen, hätte man den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Kalletal einschließlich der Gewerbetreibenden die vom Gesundheitssektor in Kalletal leben, am gestrigen Abend mit einem „Nein“ einen echten „Bärendienst“ erwiesen. Wir können jetzt alle gemeinsam nur hoffen, dass meine Mutmaßungen nicht eintreffen.

Die Verwaltung jedenfalls hat ihrerseits, obwohl keine „kommunale Pflichtaufgabe“, alle Hebel in Bewegung gesetzt um einen langfristigen Lösungsvorschlag zur Sicherung der medizinischen Versorgung in Kalletal anzubieten.


Das Schreiben des Seniorenbeirats:

Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde Kalletal –
Gründung eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums (kMVZ)
Empfehlung/Stellungnahme des Seniorenbeirates der Gemeinde Kalletal


Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hecker,
sehr geehrte Damen und Herren Ratsmitglieder,


wir möchten die morgige Sitzung des Rates der Gemeinde Kalletal, in der Sie
über die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde Kalletal
beraten und über die Gründung eines kommunalen Medizinischen
Versorgungszentrums (kMVZ) zu entscheiden haben, zum Anlass nehmen und
Ihnen unseren Standpunkt darlegen.
Wir berufen uns in diesem Zusammenhang auf die uns eröffneten Möglichkeiten
der Einflussnahme durch die vom Rat der Gemeinde Kalletal in seiner Sitzung
vom 09.12.2021 einstimmig beschlossene „Satzung für den Seniorenbeirat der
Gemeinde Kalletal“.
Wie Sie sicher nachvollziehen können, ist uns die Sicherstellung der ärztlichen
Versorgung ein besonderes Anliegen. Angesichts des zunehmenden Anteils
älterer Menschen (Seniorinnen und Senioren) an der örtlichen Gemeinschaft ist
die Berücksichtigung der Interessen dieser Bevölkerungsgruppe bei der
flächendeckenden Versorgung im Gesund-heitswesen in unserer Kommune
mehr denn je geboten.
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, hat sich der Seniorenbeirat auch aktiv in
den Prozess des Kommunalen Entwicklungsbeirates (KEB) zum Thema
Gesundheitsversorgung sowohl in der Steuerungsgruppe,als auch im Beirat
selbst eingebracht. Der Seniorenbeirat Kalletal
befürwortet die Gründung eines kMVZ. Dies haben wir unserem Beiratsmitglied
im KEB als dringenden Auftrag mitgegeben. Umso mehr waren wir erfreut, dass
der Entwicklungsbeirat einvernehmlich zu dem
Ergebnis gekommen ist, dass die Gründung des kMVZ unerlässlich ist.
Die Bevölkerungsgruppe, deren Belange wir als Seniorenbeirat vertreten dürfen,
hat im vergangenen Jahr durch das Ableben von Dr. Rossknecht einen
regelrechten „Spießrutenlauf“ und manche schlaflose Nacht hinter sich. Es
erwies sich als schwierig, einen Allgemeinmediziner zu finden, der bereit war,
neue Patienten aufzunehmen.. Einige hatten dabei das Glück, bei den noch
praktizierenden Ärzten im Kalletal unterzukommen. Viele mussten aber
gezwungenermaßen dem Kalletal aus medizinischer Sicht den Rücken kehren
und über die Grenzen Kalletals nach Rinteln, Vlotho, Dörentrup oder auch Lemgo
ausweichen. Auch die Verschreibung dringend benötigter Medikation, erwies
sich als schwierig, denn diese setzt bekanntlich ein Rezept voraus, das man nur
unter erschwerten Bedingungen erhalten konnte. Die Apotheker werden sich
sicherlich an diese, für alle Seiten mehr als schwierige Zeit, erinnern können.
Zwischenzeitlich hat auch die Praxis Langkamp ihre Pforten zum Ende des
vergangenen Jahres geschlossen. Glücklicherweise hat die Kassenärztliche
Vereinigung Westfalen-Lippe (KV-WL) für ein übergangsweises Angebot gesorgt.
Wie wir erfahren haben, ist dieses Angebot aber auf den Zeitraum bis zur
Eröffnung des kMVZ begrenzt.
Dies ist keinesfalls eine Dauerlösung zur Sicherstellung der ärztlichen
Versorgung in der Gemeinde Kalletal.
Den Standort für ein kMVZ an der ehemaligen Ziegelei halten wir für optimal.
Durch einen vorhandenen Fahrstuhl ist Barrierefreiheit gewähr-
leistet. Außerdem sind die Parkmöglichkeiten dort hervorragend und unbestritten
besser, als die aktuell vorzufindende Situation im Ortskern. Darüber hinaus
begrüßen wir auch die zukünftige Anbindung an den ÖPNV durch eine
zusätzliche Haltestelle.
Aus unserer Sicht sind die Bedenken der ortsansässigen Apotheken
unbegründet, da zwischen Patienten und Apothekerinnen und Apotheker
ein Vertrauensverhältnis besteht.
Nach § 1 „Aufgaben des Seniorenbeirates“ der „Satzung für den Seniorenbeirat
der Gemeinde Kalletal“ ist es unsere Aufgabe, den Rat und die Ausschüsse,
sowie die Verwaltung in Fragen der Seniorenarbeit zu beraten. Hierzu sollen wir
bei grundsätzlichen, für die örtliche Seniorenschaft bedeutsamen
Entscheidungen von den zuständigen kommunalen Gremien gehört werden. Das
ist hier fraglos der Fall und durch unser Mitwirken im KEB fühlen wir uns auch
bereits entsprechend wahrgenommen bzw. angehört.
Gleichwohl sollten Anregungen, Empfehlungen Stellungnahmen des Beirates
gemäß o.g. Satzung – soweit möglich – berücksichtigt werden. Der Seniorenbeirat
der Gemeinde Kalletal beruft sich hierauf und empfiehlt der Gründung eines
kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums am Standort der ehemaligen
Ziegelei in der morgigen Sitzung zuzustimmen.
Wir bitten Sie eindringlich darum, unsere Empfehlung zu berücksichtigen.
Sollte eine Gründung des kMVZ nicht zustande kommen, die KV-WL
ihre Praxis aufgeben und aus Altersgründen weitere Praxen schließen,
wäre eine zukunftsweisende Chance für umfassende Gesundheitsfürsorge vertan.

Gisela Wostrak
-Vors.Seniorenbeirat Kalletal-

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