Kultur

Spannende Lesung in der Stadtbücherei Lemgo

Lemgo. Der Grazer Leykam-Verlag ist einer der ältesten Verlage Österreichs. Und er macht sehr schön gestaltete Bücher. Bücher, die man gern in die Hand nimmt. Und dann auch gern liest. Besonders, wenn die Autorin Katrin Schumacher heißt. Denn die war am Freitag in der Stadtbücherei und stellte ihren ersten Roman vor: „Liste der gebliebenen Dinge“.

Nein, das Buch sei nicht ganz einfach, hat es im Vorfeld geheißen. Ein merkwürdiger Titel; wer ist Kato, wer ist Mirren, die beiden Protagonisten in dem Buch? Und warum die eingestreuten Märchen, wo spielt das Ganze? –Die Autorin ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, hat Kunsthistorik studiert und sich als Journalistin beim mdr einen Namen gemacht. In Lemgo ist sie keine Unbekannte: hier geboren, am EKG das Abitur gemacht und jetzt zum zweiten Mal in der Stadtbücherei. Beim ersten Mal las sie aus ihrem Sachbuch „Füchse“, also hat sie auch hier einen Namen. Nicht zuletzt deshalb war der Lesesaal gut besetzt, Gewitter, EM-Fußballspiel und sperrigen Titel zum Trotz. Die Zuhörer wurden nicht enttäuscht.

„Die Liste der gebliebenen Dinge“ ist eine spannende Geschichte, eine Liebesgeschichte; fast wie beim Puzzle werden einzelne Bilder entworfen, die sich zu einem großen Bild zusammenfügen. Mit Bildern und den daraus entstehenden Fotografien fängt es ja auch an. Die Fotografin Kato arrangiert Stillleben nach Gemälden alter Meister, stellt ihre Kunden hinein und genießt nach dem Shooting mit ihnen ein Menu aus den dargestellten Früchten. Darüber lernt Mirren sie kennen, um sich dann mir ihr am verwilderten Ort neu zu finden und dort zu erleben, was wichtig ist, was bleibt. – In zwei Runden stellt Dr. Schumacher ihr Buch vor. Und auf einmal ist es kein merkwürdiger Titel, es ist eine wunderschöne Erzählung, ein wenig märchenhaft natürlich. Vor allem dann, wenn ab und zu und beinahe lakonisch kleine Märchen in der Erzählung aufblitzen. „Es ist eine Sprache, die malt; es schillert in den schönsten Farben. Ich bin sehr froh, auf diesen Roman gestoßen zu sein“, meinte Elisabeth Webel, die auch an diesem Abend moderierte.

Der Roman ist nebenher entstanden, erzählt Dr. Schumacher. Neben ihrer Arbeit als Redakteurin, Jurorin. Sie habe ja ein festes Einkommen, sie „müsse“ also nicht schreiben. Es sei eine Art von Einkehr, wenn sie die „Bilder, die innen passieren, rauslasse“ durchs Schreiben. Schreiben könne sie im Urlaub, wenn der Mann Fußball guckt oder Kuchen im Ofen backt. Schön für ihre Leser: die nächsten Figuren warten schon aufs Rauslassen, verrät sie. Wagner und Venedig sind die Stichworte.

Für Musik an diesem Abend hatte Vsevolod Khuotarinen Roman Balatel empfohlen. Er selber war verhindert. Balatel studiert ebenfalls in Detmold und ist bereits mehrfacher Preisträger. Zwei Sonaten von Domenico Scarlatti, „Danza Espanola“ Nr. 2 von Enrique Granados und genauso virtuos und bravurös Piazzollas „Libertango“ brachte er zu Gehör. Der langanhaltende Beifall galt auch ihm.

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