KulturNachrichten

Erst Irritation, dann Begeisterung – zeitgenössisches Musiktheater als integratives Projekt

Stiftung Eben-Ezer und Hochschule für Musik Detmold erarbeiten gemeinsames Projekt

Detmold/Lemgo/Bielefeld. Unter dem Titel „Aufbruch“ verwirklichen Klientinnen und Klienten der Stiftung Eben-Ezer ein gemeinsames Projekt mit Studierenden der Hochschule für Musik Detmold. Zu Bildern des Künstlers Julian Gobernik wurde unter Leitung von Kantorin Anna Ikramova sowie Merve Kazokoğlu und Jörg-Peter Mittmann eine lebendige und kreative Musiktheaterperformance entwickelt. In dieser sollen die verschiedenen Hintergründe und Möglichkeiten der Bühnendarsteller auf vielfältige Weise zum Tragen kommen. Premiere war am Freitag, den 4. November in der Kirche von Neu Eben-Ezer. Ein weiterer Auftritt folgte am 5. November im Audienzsaal der Hochschule für Musik Detmold. Den Abschluss findet die Reihe am 13. November um 17.00 Uhr in der Zionskirche in Bielefeld-Bethel. Der Eintritt ist frei.

Die Premiere war gut besucht. Viele der Besucher waren neugierig darauf, was sie erwarten würde. Und das war in der Tat überraschend. Zwischen Aufbruch und Abbruch, der ersten und der letzten Szene, spielte sich einiges ab; Musikstücke und Improvisationen, unter anderem zwei Lieder („Ich laufe ins tiefe Tal“ und „Im Spiegel“) von Anna Ikramova auf Texte von Miriam Ludewig, wurden szenisch dargestellt. Musikalisch wurden sie von der Mezzosopranistin Miriam Ludewig und den Musikerinnen und Musikern der Stiftung zusammen mit den Studierenden HfM vorgetragen. Auch mit Lichteffekten und an die Wand projizierten Bildern von Julian Gobernik wurde gearbeitet. Das Bühnenbild, eine Wand aus vielen weißen Kartons, wird am Anfang gemeinsam aufgebaut und am Ende „abgebrochen“, von den Darstellern wild von der Bühne geworfen. „Die Besucher waren anfangs verdutzt ob dieses doch sehr fremdartigen Schauspiels. Zum Schluss waren sie aber begeistert und applaudierten laut und viel“, erzählt Andreas Leber. Der Lemgoer war bei der Premiere dabei und fand, dass das das Stück rundum sehr gelungen sei und toll interpretiert wurde.

Die Idee zu dem Stück und Hintergründe

Die Kirchenmusikerin und Musikpädagogin Anna Ikramova hatte die Idee, ein gemeinsames Projekt im Bereich der Zeitgenössischen Musik mit der Hochschule zu initiieren. „Ich schaute mir auf der Homepage der Hochschule für Musik Detmold verschiedene Projekte an und wurde auf das Ensemble Earquake unter Leitung von Merve Kazokoğlu aufmerksam“, sagt Anna Ikramova. „Ich schrieb sie an, wir trafen uns – und bald konnten wir das gemeinsame Konzept entwickeln.“

Dabei sollten Studierende der Hochschule, die Mitglieder des Musikensembles Earquake sind, mit den Klienten der Stiftung auf der Bühne künstlerisch arbeiten. Dadurch entsteht ein Mehrwert für beide Seiten. „Für unsere Studierenden ist es von enormer Wichtigkeit, dass sie mit ihrer Musik in die Gesellschaft hineinwirken. Das inklusive Musiktheaterprojekt mit der Stiftung Eben-Ezer ist eine gute Gelegenheit, zu lernen, mit heterogegen Gruppen umzugehen“, so Prof. Godelieve Schrama, Prorektorin für künstlerische Angelegenheiten der HfM Detmold.

„In Eben-Ezer geht es uns um die Begegnung von Menschen in ihrer ganzen Vielfalt. Das Musikprojekt bietet beste Voraussetzungen für ein gutes Miteinander aller Beteiligten. Wir freuen uns sehr über das gemeinsame Projekt mit der Hochschule für Musik Detmold!“, so Dr. Bartolt Haase, Geschäftsführer der Stiftung Eben-Ezer. Unter der Regie von Sonja Bennefeld treffen sich die Teilnehmenden des Projekts seit sechs Wochen zu regelmäßigen Proben in den Räumlichkeiten der Stiftung. Miriam Ludewig, Klientin der Stiftung Eben-Ezer und als Akteurin an dem Stück beteiligt, ist begeistert: „Die Proben machen großen Spaß. Wir stellen hier etwas ganz Neues, Überraschendes auf die Beine.“

Der im russischen Nowosibirsk geborene und früh verstorbene Künstler Julian Gobernik (1972-2017) erhielt ersten Unterricht in Moskau und setzte seine Studien in Seattle fort. Seine Werke, die in vielen Galerien präsentiert wurden, sind von Nikolai Gritzyuks und Francis Bacon beeinflusst. Seine Bilder in diesem Kontext haben sowohl Musikinstrumente als auch biblische Figuren und Texte als Gegenstand. Jedem Bild ist eine Reihenfolge von Tönen zugeordnet. Mit der Kombination zwischen Bild und Tönen lässt sich eine Klanggeschichte, eine Art Aufbruchsstimmung für die Gruppe entwickeln, die an den drei Konzertterminen erzählt werden soll und die deshalb auch AufBruch genannt wurde.  

Gefördert wird das Projekt von der Aktion Mensch

PM Eben Ezer

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