REGIOtalk in Lemgo: Gemeinsam regionale Wertschöpfung gestalten

Wie können regionale Wertschöpfungsketten in Ostwestfalen-Lippe gestärkt werden? Welche Rolle spielen Netzwerke, Technologien und Fördermöglichkeiten? Und wie wird aus guten Ideen gelebte Praxis?
Diese Fragen haben im Mittelpunkt des zweiten REGIOtalks „RegionalMarkt OWL: Gemeinsam regionale Wertschöpfung gestalten“ gestanden. Rund 60 Gäste aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Gastronomie, Tourismus, Forschung, Verwaltung und Regionalinitiativen folgten der Einladung des Kreises Lippe und des Landesverbands Regionalbewegung NRW e.V. in die Future Food Factory OWL in Lemgo. Ziel war es, die im Februar beim ersten REGIOtalk entstandenen Ideen weiterzudenken und in konkrete Projekte zu übersetzen.
Schon damals hatten sich neue Kooperationen zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Vermarktern abgezeichnet. Eines der zentralen Ergebnisse: Die Idee eines „RegionalMarkt OWL“. Nun konnte Landwirt Andreas Postert die Plattform erstmals als konkretes Projekt vorstellen: Über „RegionalMarkt OWL“ können Erzeugerinnen und Erzeuger regionale Produkte online anbieten. Bestellungen von Kunden werden gebündelt und an Abholpunkten zur vereinbarten Zeit bereitgestellt – ein System, das vor allem kleinere Betriebe administrativ und logistisch entlastet. „Die Erzeuger müssen uns nur Fotos und eine Produktbeschreibung schicken. Wir laden das dann auf die Plattform und kümmern uns um den gesamten Vertrieb – von der Abholung bis zum Kunden“, erklärte Postert.
Brigitte Hilcher, Regionalbewegung NRW, nahm in einem Vortrag außerdem Bezug auf den REGIOtalk zu Beginn des Jahres. Sie betonte die Notwendigkeit starker Regionen für eine resiliente Ernährungswirtschaft und verknüpfte das Konzept der regionalen Wertschöpfungszentren – Beratungsstelle, Begegnungsort und professionelle Verarbeitung – mit der Idee, Gründerzentren für die Regionalisierung zu etablieren.
Im Anschluss arbeiteten die Teilnehmenden in drei thematischen Workshops zu „Finanzierung & Förderung“, „Netzwerken & Initiativen“ sowie „Innovation & Technologie“. Mit dabei waren unter anderem das Innovationszentrum Dörentrup, das LEADER-Regionalmanagement 3L-in-Lippe sowie Forschende der TH OWL. Anknüpfend an die Diskussion im Februar zu neuen Lebensmitteln aus Nebenprodukten – aus Beerentrester, also Pressrückständen aus der Saftproduktion, oder Sonnenblumenpresskuchen können beispielsweise Sonnenblumenmehl oder Ballaststoffe für Riegel entstehen – stellten sie weitere Forschungsansätze vor: Der „Digitale Produktpass“ soll Produktinformationen entlang der Lieferkette manipulationssicher verfügbar machen, um Transparenz und neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Im momentan laufenden Projekt „ESAPPIN“ stellen lippische Landwirte kleine Flächen zur Verfügung, die sie leicht verändert bewirtschaften – zum Beispiel weniger Düngemittel -, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft zu untersuchen. So entwickelt das Projekt Lösungen zur Verbesserung landwirtschaftlicher Produkte. Beide Projekte sind wichtige Bausteine, damit Produktinnovation, Rückverfolgbarkeit und neue Verwertungswege in der Praxis funktionieren.
Die Diskussionen machten deutlich: Regionale Wertschöpfung braucht die Kooperation entlang der gesamten Kette – von Landwirtschaft über Verarbeitung und Gastronomie bis zur Wissenschaft. Sie braucht zudem kluge Finanzierungswege, den Mut, (digitale) Innovationen zu nutzen, und die Unterstützung durch Politik und Wirtschaftsförderung. Werkzeuge wie der „RegionalMarkt OWL“ können dabei wichtige Impulse geben – vom Acker bis auf den Teller.
Die Ergebnisse und Präsentationen des Workshops sind ab sofort online verfügbar: Protected link to regionalbewegung.de
Das Angebot des „RegionalMarkt OWL“ kann hier eingesehen werden: Protected link to regionalmarktowl.de