Apfelallergie-Projekt des BUND Lemgo von bundesweiter Bedeutung – Vortrag von Willi Hennebrüder vom BUND Lemgo in Lage

Endlich konnte man sie auch probieren, nach vielen Bildern, die Apfel-Fans das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, und Informationen über ihren Wert: Äpfel alter Sorten, frisch geerntet von einer der Streuobstwiesen des BUND-Lemgo. Willi Hennebrüder reichte sie einem Dutzend Zuhörern und Zuhörerinnen im Anschluss an seinen Vortrag am 18. September 2025 in Lage, in dem er das Apfelallergie-Projekt des BUND Lemgo vorstellte.
Dieses hat innerhalb 20 Jahren bundesweite Bedeutung erlangt. Die Erfolgsgeschichte begann 2005 mit einem Exkursions-Teilnehmer, der als Apfelallergiker wider Erwarten einen Apfel auf der Streuobstwiese des BUND Lemgo essen konnte, ohne allergisch darauf zu reagieren. „Glücklich ohne Ende“ sei dieser gewesen, so Hennebrüder. Da es um 2005 noch kaum Informationen über die Apfelallergie gab, begann er zu recherchieren. Zuerst wurde für Allergiker:innen eine Liste der für sie zumeist verträglichen alten Apfelsorten bereitgestellt. Zudem machte der BUND Lemgo das Thema landesweit publik, womit er zur Anlaufstelle für Betroffene wurde. Weit über 2.000 Personen haben sich seitdem dorthin gewendet. Bald wurden Probier-Pakete zum Versand angeboten, in Kooperation mit dem Apfel-Experten und Autor Eckhard Brandt aus dem Alten Land. Im Labor von Prof. Zapp, Abteilung Lebensmitteltechnologie der TH OWL, wurden Äpfel analysiert, insbesondere der Polyphenol-Gehalt. Polyphenole sind aromatische Verbindungen mit vielfach gesundheitsfördernder Wirkung: im Vergleich mit Neuzüchtungen aus dem Supermarkt haben Äpfel alter Sorten ungefähr doppelt bis vierfach höhere Werte.
Wichtige Rückmeldungen von Betroffenen führten zu neuen Erkenntnissen und Kooperationen mit Forschungsinstituten. Aufgrund des Berichts einer Apfelallergikerin, nach regelmäßigem Verzehr alter Apfelsorten wieder allergene Sorte wie Golden Delicious zu vertragen, führte Prof. Bergmann/ Allergiezentrum der Charité Berlin in Kooperation mit dem BUND Lemgo eine Studie durch, wofür Letzterer 100 Probanden vermittelte. Darin bestätigte sich, dass der Verzehr alter Apfelsorten desensibilisierend wirkt, was sonst durch Spritzen erzielt werden soll. Aufsehen erregend, auch für die medizinische Fachwelt, war aber die Rückmeldung einer Betroffenen, nach einer Zeit des Verzehrs von Äpfeln alter Sorten im Frühjahr weniger unter ihrer Birkenpollenallergie zu leiden. Die hierauf initiierte Studie des Prof. Bergmann/ Charité Berlin in Kooperation mit dem BUND Lemgo ergab, dass durch den Genuss alter Apfelsorten auch die Birkenpollenallergie bzw. Kreuzallergie gelindert oder geheilt werden kann. Hieran knüpfte wiederum das Forschungsprojekt „Apple-Care“ unter Leitung von Prof. DDr. Eisendle (Bozen) an, mit dem Ergebnis, dass mit der Apfel-Kur sowohl eine Apfel- als auch eine Birkenpollenallergie erfolgreich behandelt werden können.
So wertvoll sind Äpfel also für die Gesundheit, von Natur aus zumindest. Denn Apfel sei nicht gleich Apfel, wie Hennebrüder erläuterte. Zwischen modernen Sorten im Supermarkt und alten Sorten bestehe ein kategorialer Unterschied. Auch im Anbau: konventionell kultivierte Äpfel werden 15 bis 40 Mal gespritzt, wovon laut der Verbraucherzentrale in 80 % der Äpfel Rückstände bleiben. Anders beim BUND Lemgo. Das Publikum bekam Portraits alter Sorten zu sehen wie Alkmene, Finkenwerder Herbstprinz, Goldparmäne, Kaiser Wilhelm und Weißer Winterglockenapfel, die auf den BUND-Streuobstwiesen naturbelassen gedeihen. Diese seien – auch dank des ökologischen Konzepts – ein „sagenhafter Lebensraum“ für Tiere und Pflanzen, so Willi Hennebrüder. Die Vielfalt der Tierwelt zeigte er anhand von Fotos von Käfern, Turmfalke, Honigbiene und Hummel, Siebenschläfer, Kleiber und Star. Der Vortrag fand auf Einladung des BUND Lage in Kooperation mit der Volkshochschule Lippe West statt. Informationen für Allergiker:innen bietet der BUND Lemgo unter www.bund-lemgo.de/apfellallergie.html an.
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. (BUND NRW e.V.)
Ortsgruppe Lage (Lippe)