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Rund 1,5 Mio. Euro an Fördergeldern: Wasserstoff-Projekt meistert nächsten Meilenstein

Projektbeteiligte fassen zeitnah den Bau eines Elektrolyseurs, einer Wasserstoff-Tankstelle sowie die Beschaffung von Brennstoffzellen-Bussen ins Auge

Kreis Herford. Ein Meilenstein für ein Vorzeige-Projekt: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) überreicht der Gemeinde Kalletal und dem Kreis Herford einen Förderbescheid von 1,5 Millionen Euro. Das Geld fließt in das gemeinsame Wasserstoff-Projekt, das Gemeinde und Kreis gemeinsam mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld seit Januar 2023 vorantreiben.

Die Idee: Als Modellregion soll eine lokal-regionale Wasserstoffwertschöpfungskette aufgebaut werden. Im Kalletal bzw. im Gewerbegebiet Echternhagen wird aus erneuerbaren Energien „grüner“ Wasserstoff erzeugt, abgenommen und anschließend in andere Gebiete transportiert. Im Kreis Herford soll der Wasserstoff dann etwa für die Bereiche Mobilität oder Industrie eingesetzt werden.

Bürgermeister Mario Hecker ist hocherfreut über den Erhalt des Zuwendungsbescheides: „Unser gemeinsames Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, regionale und nachhaltige Transformationsprozesse voranzubringen und Synergieeffekte im Sinne der Energiewende zu erzielen. Mit den Fördergeldern kann es jetzt so richtig losgehen“.

Auch Landrat Jürgen Müller ist vom Projekt überzeugt: „Wir bringen starke Energieproduktion in ländlichen Räumen und die Abnahme dieser Energie in urbanen Räumen, wo die Möglichkeiten zur Energieproduktion nicht im gleichen Maße gegeben sind, zusammen“.

Hintergrund

Der Projektstart im Januar 2023 wurde durch die erfolgreiche Bewerbung im Bundeswettbewerb „Zukunft Region“ des BMWK möglich. Seitdem mündeten zahlreiche Netzwerkaktivitäten und Informationsveranstaltungen im nun erhaltenen Förderbescheid.

Einen solchen Förderbescheid haben lediglich drei Regionen in ganz Deutschland erhalten – eine davon bilden der Kreis Herford und die Gemeinde Kalletal. Zentrale Voraussetzung für die Förderung in Höhe von rund 1,5 Mio. Euro ist eine Potenzialanalyse samt Zukunftskonzept und Nachhaltigkeitsmessung, die seit Projektstart entwickelt wurden.

Die Ergebnisse zeigen: Im Kalletal steht Einiges an „überschüssiger“ Energie für die Produktion von Wasserstoff zur Verfügung. Das verwundert nicht, da die Gemeinde Kalletal durch den sukzessiven Ausbau der regenerativen Energieproduktion in der Region ohnehin als Netto-Exporteur von Strom gilt.

Was jetzt folgt

Im Kalletal bzw. im Gewerbegebiet Echternhagen soll die nötige Infrastruktur errichtet werden, um Strom in Wasserstoff umzuwandeln und ihn anschließend im Kreis Herford zu verwerten. Hierzu zählt etwa der Bau einer Elektrolyseanlage, die durch die Zerlegung von Wasser mit Hilfe eines elektrischen Stromes Wasserstoff erzeugt. Ziel ist es, den Wasserstoff aus erneuerbaren Energien zu generieren.Es wird nun damit begonnen, die planerischen und baurechtlichen Grundlagen (Bebauungsplan, Bauantrag, usw.) für den Bau des Elektrolyseurs zu schaffen.

Für die nächste Projektphase (2025 bis 2028) sollen zudem verschiedene Handlungsfelder in den Blick genommen werden:

Hierzu zählt etwa der Bau einer Wasserstofftankstelle an der Bünder Straße in Hiddenhausen. Diese Tankstelle der Hempelmann Tankstellen- und Waschstraßenbetriebe GmbH soll nicht nur der Versorgung von Wasserstoffbussen und weiteren Fahrzeugen dienen, sondern auch als mobiler Speicher des Elektrolyseurs eingesetzt werden, wodurch eine flexible und effiziente regionale Wasserstoffverteilung ermöglicht wird.

Darüber hinaus sollen Brennstoffzellen-Busse, die mit Wasserstoff betrieben werden können, beschafft und in den ÖPNV im Kreis Herford integriert werden. Die Anfang 2024 vom Kreis Herford gegründete Verkehrsgesellschaft Kreis Herford GmbH wird ein erstes Modell anschaffen und betreiben.

Ein weiteres Themenfeld ist der Wissenstransfer für alle Beteiligten und Interessierten. So wird es in der Gemeinde und im Kreis einen Energie-Stammtisch geben, der Bürgerinnen und Bürger, Betrieben und weiteren Interessierten die Möglichkeit gibt, sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren, eigene Ideen einzubringen und von externen Experten zu lernen. Weitere Maßnahmen im Themenfeld „Wissenstransfer“ sind etwa:

– Thematisierung von Wasserstoff und Erneuerbare Energien in den städtischen Schulen

– öffentlich zugängliche „Lernnuggets“ bzw. Lerneinheiten zu Wasserstofftechnologien

– Besichtigungstermine an historischen Windmühlen und modernen Windenergie-Anlagen

Zudem wird geprüft, inwiefern die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme sowie die Biogas und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) strategisch in die kommunale Wärmeplanung der Gemeinde Kalletal integriert werden können.

An dieser Stelle gewinnt das Stichwort „Sektorkopplung“ eine große Bedeutung. Denn die seit vielen Jahren bestehenden Bemühungen der Gemeinde Kalletal, die „Energiesektoren“ Strom, Wärme und Verkehr zu verbinden, sind die Grundlage für das Projekt.

Dr. Beatrix Wallberg, Umweltdezernentin des Kreises Herford: „Das Projekt ist nur möglich, weil sich alle Beteiligten schon einige Jahre mit der Thematik auseinandersetzen. Wir als Kreis etwa innerhalb der Wasserstoffmodellregion „HyDrive OWL“, die Gemeinde Kalletal etwa dadurch, dass sie sich bereits lange mit dem Themengebiet Sektorkopplung beschäftigt. Die Potenzialanalyse samt Zukunftskonzept und Nachhaltigkeitsmessung haben uns schließlich den Zugang zum Fördertopf verschafft“.

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Michael Pitt

Michael Pitt betreibt das Portal Mein-Lemgo im dritten Jahr. Er ist in Lemgo geboren und wohnt direkt am Marktplatz.
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