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Kultur

Neue Publikation: Der Stoff, aus dem die Schlösser sind – Baustoffhandel um 1600

Seitdem der Kunsthistoriker Richard Klapheck und der kunsthistorisch interessierte Engelbert Freiherr von Kerckerinck zur Borg den Begriff „Weserrenaissance“ 1912 geprägt hatten, galt das Interesse vor allem den Architekturzeugnissen der Zeit. Der Begriff Weserrenaissance etablierte sich allmählich für Renaissancegebäude zwischen Osnabrück im Westen, Wolfsburg im Osten, Bremen im Norden und Kassel im Süden. Mit Gründung des Weserrenaissance-Museums Schloss Brake in Lemgo 1986 wurde der bis dahin als regionale Sonderform gewertete Baustil in seinem europäischen Kontext beleuchtet. Die stilistischen Vorlagen, die Baumeister und die Bauphasen der berühmtesten Gebäude wurden identifiziert; die Ergebnisse in Form von Baumonographien wie beispielsweise die über die Schlösser Bückeburg, Hämelschenburg, Bevern, Kassel oder auch das Rathaus im Bremen veröffentlicht. Dabei ergaben sich Fragen nach dem wirtschaftlichen und kulturellen Austausch. Besondere Beachtung erfuhren die Themen Religion, Musik, Geographie, höfische Repräsentation, Alchemie.

Außer Acht gelassen wurden bisher aber die Fragen nach dem Ursprung, der Herkunft und den Transportformen und -wegen der Baustoffe, die in riesigen Mengen für die zahllosen Neu- und Umbauten gebraucht wurden. Die Auswertung des Schiffsfundes zweier mit Obernkirchener Sandstein beladener Weserlastkähne in den Jahren 1996-2000, die Entdeckung der Briefe Fürsterzbischof Johann Friedrich, Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf an die Grafen Ernst von Schaumburg-Lippe und Simon VI. zur Lippe sowie die gezielte Analyse der Baurechnungen Schloss Brake geben Antwort auf die Fragen. Dabei wird außerdem deutlich, dass das als Errungenschaft des 21. Jahrhunderts angesehene Networking schon vor 400 Jahren perfekt beherrscht und praktiziert wurde. Die dem Adel damals eingeräumten Sonderrechte kommen ebenfalls zur Sprache.

Die neueste reich bebilderte Publikation des Weserrenaissance-Museums Schloss Brake beschäftigt sich mit diesem bisher offenen Fragenkomplex. Das im Museum eigenen Verlag erschienene Buch konnte nur entstehen dank der Zuarbeit langjähriger Fachkollegen sowie der Finanzierung durch die Staff Stiftung.

Vera Lüpkes, Der Stoff, aus dem die Schlösser sind – Baustoffhandel um 1600, Lemgo 2023 (ISBN 978-3-945776-07-0 an der Museumskasse und im Buchhandel,
€ 6,95)

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