Mit Herz und Pinsel

Wie ein Team seine Station neu erfand
Seit über 30 Jahren arbeitet Uwe Riedel im Klinikum Lippe. Als leitender Arzt der Klinik für Dermatologie verantwortet er die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Wunden. In dieser Zeit hat er viele Entwicklungen, Herausforderungen, Höhen und Tiefen miterlebt – doch ein Projekt im Sommer 2025 hat ihn besonders bewegt: Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte gestalteten gemeinsam die Station 5A – mit Farbeimern, Pinseln und ganz viel Teamgeist.
Ein einfacher Wunsch wird zum großen Projekt
Alles begann mit einem Impuls aus dem Team. Mitarbeitende der Station 5A fühlten sich in ihrer Arbeitsumgebung nicht mehr wohl. Die Flure wirkten trist, die Atmosphäre kühl, und die Station war sichtbar in die Jahre gekommen. Also wandten sie sich an die Pflegedirektion.
Pflegedirektorin Helene Tammert griff den Vorschlag auf – und brachte den Stein ins Rollen.
Uwe Riedel erinnert sich: „Da standen plötzlich meine Kolleginnen und Kollegen vor mir und hatten die Idee, die Station in Eigenregie aufzupeppen. Ich war sofort begeistert und für mich war klar: Das machen wir gemeinsam.” Seine direkte Begeisterung erklärt er so: „In der Patientenversorgung auf unserer Station ist es uns immer wichtig, nicht nur die Wunden, sondern den ganzen Menschen zu sehen. Das muss sich natürlich auch auf die Mitarbeiter übertragen. Sie sollten in einer Umgebung arbeiten können, die Wärme, Respekt und Empathie ausstrahlt.“
Farbe, Teamgeist – und ein Graffiti-Künstler
Schnell war klar: Neue Farben sollten Leben in den Stationsalltag bringen. Die Mitarbeitenden entschieden selbst über die Farbtöne. Wichtig für Uwe Riedel war aber auch, dass die Farben für den Einsatz im Krankenhaus geeignet und zugelassen sind. Schließlich hatte er für die Türen noch eine besondere Idee: Sein Kollege Raffael Brill, Stationshilfe im Wundzentrum, ist nebenbei professioneller Graffiti-Künstler.
„Warum also nicht seine Fähigkeiten nutzen?“, dachte sich Riedel – und so entstanden große, farbenfrohe Motive, die heute die Türen schmücken. „Gerade für Menschen mit Demenz sind die Bilder ein Gewinn. Sie erinnern sich leichter an ‚das Zimmer mit der Rose‘, statt an eine abstrakte Nummer. Außerdem sind die Motive Gesprächsanlass für Besucher und Kollegen – und einfach ein freundlicher Blickfang im Alltag“, berichtet Riedel.
Wertschätzung von oben
Dass die Idee so schnell Realität werden konnte, lag auch an der Unterstützung der Klinikleitung. Schon wenige Stunden nach der Anfrage gab Geschäftsführer Dr. Niklas Cruse sein Okay – verbunden mit der Frage: „Wie kann ich unterstützen?“ Auch Klinikdirektor Dr. Helger Stege stellte sich sofort hinter das Projekt. „Das war für mich ein starkes Signal der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden“, sagt Riedel.
Ein nachhaltiges „Wir-Gefühl“
Gerade einmal 14 Tage dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung. Alle machten mit – von der Stationshilfe über die Pflegekräfte und die Pflegedirektion bis hin zur ärztlichen Leitung. „Dieses Projekt bleibt“, ist Riedel überzeugt. „Nicht nur an den Wänden, sondern in unseren Köpfen und Herzen. Es hat unser Team zusammengeschweißt.“
Bei den Türen hat Riedel einen Favoriten: das Herz mit dem Stethoskop: „Es erinnert uns daran, dass wir bei aller medizinischen Professionalität die Menschen mit dem Herzen abholen müssen. Das ist entscheidend.“
Deswegen ist ihm auch ein ganz bestimmter Ort auf der Station wichtig: die Küche, denn „hier steht ein schlichter Tisch, manchmal mit Kuchen, manchmal leer. Hier begegnen sich Menschen, hier wird gelacht, gesprochen und manchmal auch diskutiert. Diese Begegnungen machen uns als Team aus.“
PM Klinikum Lippe