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Lehre/Wissenschaft

IDS Conference 2025: Klimaanpassung gemeinsam gestalten

„Wie gelingt der Sprung vom Wissen zur Umsetzung?“ Mit dieser Leitfrage brachte die IDS Conference „Designstrategien zur Klimaanpassung“ des Instituts für Designstrategien an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) mehr als hundert Teilnehmende aus Wissenschaft, Verwaltung, Planung, Design, Studierendenschaft und Zivilgesellschaft zusammen.

Am Donnerstag, 27. November, wurde auf dem Kreativ Campus Detmold intensiv diskutiert, präsentiert und vernetzt. Mit der IDS Conference setzt das Forschungsinstitut des Fachbereichs Detmolder Schule für Gestaltung an der TH OWL das bisherige Konferenzformat Detmold Conference Week fort. Die Auftaktveranstaltung des neuen Formats widmete sich praktischen Strategien zur Anpassung des menschlichen Lebensraums an die Herausforderungen des Klimawandels.

Die Konferenz wurde von Professor Ulrich Nether und Dr. Marcel Cardinali moderiert. „Unser Anspruch ist es, nicht nur über einzelne Projekte zu sprechen, sondern konkrete Wege zu zeigen“, drückte Professor Nether seine Erwartungen an den Konferenztag aus. Dr. Marcel Cardinali ergänzte: „Klimaanpassung gelingt nicht im Handeln Einzelner, sondern durch gemeinsames interdisziplinäres Arbeiten.“ Als Forschungsgruppenleiter am IDS und Stabstelle Nachhaltige Stadtentwicklung und Klimafolgenanpassung bei der Stadt Detmold unterstützt Dr. Cardinali genau diese Designstrategien zur Klimaanpassung.

In ihrem Grußwort betonte Professorin Dr. Yvonne-Christin Knepper-Bartel, TH-OWL-Vizepräsidentin für Bildung und Nachhaltigkeit, die Rolle der Hochschule als aktive Gestalterin gesellschaftlicher Transformation.

Miriam Mikus, Erste Beigeordnete der Stadt Detmold, unterstrich in ihrem Grußwort insbesondere die praktischen Herausforderungen in den Kommunen und würdigte die Konferenz als wichtigen Beitrag zur gemeinsamen Bewältigung dieser Aufgaben. Als zweiter Vorsitzender des IDS sieht Professor Oliver Hall die Verantwortung des Instituts darin, durch interdisziplinäre und gestalterische Ansätze wirksame Lösungen für Kommunen und Gesellschaft mit zu entwickeln.

Den Auftakt machte Dr. Tobias Kemper vom Landesamt für Natur, Umwelt und Klima NRW: „Wir haben heute alle relevanten Daten, um Risiken klar zu benennen. Die Frage ist nicht mehr, ob wir handeln müssen, sondern wie schnell wir das gemeinsam tun.“ Er zeigte auf, wie Klimaatlanten, Risikoanalysen und kommunale Monitoring-Instrumente wirkungsvolle Grundlagen schaffen. Wichtig sei es, mit gezielten Anpassungsmaßnahmen vor das Ereignis zu kommen und dadurch Schäden und Schadenskosten zu verringern oder zu vermeiden.

Professor Florian Otto vom Planungsbüro „bauchplan“, München, knüpfte an die Notwendigkeit klarer Strukturen und Ziele an. Er zeigte anhand von Indikatoren, welche Quartiere besonders unter sogenannten Urban-Heat-Island-Effekten leiden, wo Starkregen zu Überschwemmungen führen kann und welche Maßnahmen einer systematischen Überwachung bedürfen.

Mit einem stark praxisorientierten Fokus zeigte Lena Flamm vom Landschaftsarchitekturbüro „bgmr“, Berlin, auf, wie Stadt- und Freiraumplanung widerstandsfähiger und zugleich lebenswerter werden kann. Einen sozialräumlich erweiterten Blick brachte Gilly Karjevsky in Vertretung von Floating e. V. ein. Sie plädierte dafür, hybride, temporäre und gemeinschaftliche Infrastrukturen als Bausteine einer sozial-ökologischen Transformation zu begreifen.

Im Anschluss und nach einer Pause zum Netzwerken zeigten Praxis-Panels in zwei Session-Blöcken die Vielfalt aktueller Praxisansätze. Vertreter:innen von Hochschulen, Städten, und Planungsbüros stellten einige ihrer Projekte vor.

In den vier Panels wurden unterschiedliche Aspekte kommunaler Klimaanpassung diskutiert: Beim Klimafolgenmonitoring zeigte sich, dass klare Zuständigkeiten in der Verwaltung entscheidend sind, um Daten in wirksame Maßnahmen zu übersetzen. Das Panel zu Wasser, Retention und Schwammstadt befasste sich mit der Planung multifunktionaler Freiräume, die Regenrückhalt und Aufenthaltsqualität verbinden.

In der Diskussion zur Mobilitätswende wurde betont, wie Straßenräume klimaresilient und zugleich mobilitätsfreundlich gestaltet werden können. Das Panel zu Hochschullehre und Partizipation hob schließlich die Hochschule als wichtige Multiplikatorin hervor, deren interdisziplinäre Lehre aktiv Transformationsprozesse fördert.

An vielen Stellen wurde deutlich, dass Straßenräume den größten ungenutzten Hebel darstellen. Gleichzeitig wurde aber auch klar – unter anderem im Panel Mobilitätswende und Klimaanpassungsstrategien moderiert von Dr. Cardinali – dass die vielfältigen Ansprüche an den Straßenraum noch eine große Barriere für die Transformation darstellen. Professor Otto brachte es auf den Punkt, indem er eine Studie zitierte, die Hitzetote in Relation zu Verkehrstoten setzt. In Deutschland zeigt sich ein Verhältnis von 2:1. Damit wird klar, dass der Belang Klimaanpassung deutlich höher gewichtet werden müsste.

Über alle Panels hinweg zeigte sich, dass Klimaanpassung nur durch gemeinschaftliche und datenbasierte Ansätze gelingt. Monitoring schafft Transparenz, multifunktionale Freiräume erhöhen Akzeptanz und studentische Projekte dienen als Innovationslabore. Die Kooperation zwischen Forschung, Praxis und Gesellschaft ist der Schlüssel für wirksame, nachhaltige Maßnahmen. Die detaillierten Ergebnisse mit konkreten Handlungsempfehlungen erscheinen im Design Strategies Magazin des IDS im kommenden Frühjahr.

Professor Nether betonte in seinem Abschluss-Statement den gesellschaftlichen Auftrag des Designs: „Design ist heute eine politische Praxis. Es geht darum, Prozesse, Räume und Systeme so zu gestalten, dass wir als Gesellschaft resilienter werden.“

Die Konferenz machte Prioritäten sichtbar und Zielkonflikte transparent – von konkurrierenden Nutzungsansprüchen im Straßenraum bis zu mangelnder Kommunikation zwischen den Akteuren. Die IDS Conference dieses Jahr war eine wichtige transdisziplinäre Plattform, auf der solche strukturellen Barrieren systematisch adressiert werden.

PM TH OWL

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Michael Pitt

Michael Pitt betreibt das Portal Mein-Lemgo im dritten Jahr. Er ist in Lemgo geboren und wohnt direkt am Marktplatz.
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