KulturLemgoer Allerlei

‚Ganz Ohr sein‘: 4 Gäste stellen sich und ein Buch in der Stadtbücherei Lemgo vor

Lemgo. Es war das erste „Ganz Ohr sein“ in diesem Jahr und trotz der Handball-Konkurrenz sehr gut besucht. Denn auch diesmal wieder hatten sich die „Freunde und Förderer der Stadtbücherei“ vier interessante Gäste mit einem sehr unterschiedlichen Background geladen: Schulleiterin, Förster, Bildhauer und Internet-Redakteur. Dementsprechend abwechslungsreich, informativ und spannend war der Abend in der Stadtbücherei.

„Grüner Loden, Hut auf dem Kopf, Gewehr auf der Schulter und Dackel an der Seite – das ist doch das traditionelle Bild vom Förster“, so Alexander von Leffern, aber das träfe nicht mehr zu. Heute ist eher der Laptop das Arbeitsgerät des Försters. Denn das Berufsbild habe sich gewandelt. Vor allem die Zukunft des Waldes bestimmt die Arbeiten heute. Der Wald und damit seine Schutzfunktionen für Boden, Wasser – auch Grundwasser – müssen erhalten bleiben, mögliche Klimaänderung berücksichtigt werden. Und gerade beim kommunalen Wald gelte es auch, die Erholungsfunktion zu gewährleisten: Bänke, Wege und die „Anschaulichkeit“. Das alles sind Aufgaben, die über die Gemeindegrenzen hinausreichen. Auch von daher ist die interkommunale Zusammenarbeit zu begrüßen, so der Revierförster. Er ist nämlich nicht nur für die Stadtforsten in Lemgo, sondern ebenso für die in für Bad Salzuflen zuständig. – Natürlich stellt er ein Tierbuch vor, mit einem für Förster eher untypischen Tier: dem „Maulwurf Grabowski“ von Luis Murschetz.

Auf einer ganz anderen Ebene beschäftigt sich der Bildhauer Roland Höft mit Material aus der Natur. Am liebsten Marmor, es ist nicht nur werkzeugschonend, sondern hier lassen sich die filigransten Strukturen herausarbeiten. Aber auch den widerständigen Granit mit einem entsprechend höherem Verschleiß findet man in seinem Œuvre. Am Freitagabend gab es eine kleine Einführung in die Bildhauerei, wer mehr wissen will, ist gern eingeladen zu einem Atelierbesuch in der Sauerstraße: „Mein Atelier ist eigentlich eher die Ideenschmiede, die Arbeiten entstehen draußen, häufig vor Ort“. Das letzte, „Dynamic Relation“, zum Beispiel beim Hualien Sculpture Festiival in Taiwan. Über 500 Bildhauer aus der ganzen Welt hatten sich beworben, zehn – unter ihnen eben auch Höft – wurden zu dem Symposium eingeladen. Die Ergebnisse sind im Internet zu bestaunen. – Immer wenn es um den Menschen geht, seine Figur, seine Muskeln, dann ist für den Lemgoer Bildhauer „Die Gestalt des Menschen. Lehr- und Handbuch der Künstleranatomie“ unentbehrliches Nachschlagewerk; am Freitag hatte er es in die Bücherei mitgebracht.

Eine kleine Schule in einem kleinen Ortsteil mit einem Riesenprogramm – dafür steht die Schulleiterin Anke Heitmeier. Seit 2013 wurde sie in Lieme Konrektorin, 2014 ist sie Rektorin dort. „Schule hat sich geändert und reagiert damit auf die geänderten Anforderungen“. In Lieme sieht man sich gut aufgestellt. Nicht zuletzt durch zusätzliches Personal wie Schulsozialarbeiter und Sonderpädagogen. Bewährt hat sich die morgendliche „Klassenstunde“, in der die Kinder erst einmal zu sich kommen können und auf das gemeinsame Lernen und Zusammensein an diesem Tag eingestimmt werden. Ganz wichtig im Schulalltag: die Lesestunde, die weder Lehrer noch Schüler missen möchten. An diesem Abend gab es denn auch noch ein dickes Lob und Dankeschön der Moderatorin, die aus eigener Erfahrung bestätigen konnte, dass die Stadt Lemgo sich ausreichend um ihre Schulen und die (Aus-)Bildung der Kinder kümmere. Die Buchempfehlung: Isabel Bogdan, Der Pfau. Eine skurrile Geschichte, die bei ebenso skurrilen Schotten spielt, humorvoll erzählt und stimmig erzählt.

„Der liebe Gott hat mich mit Neugier gesegnet“ – mit diesem Geständnis begründete Michael Pitt seine wechselvolle berufliche Karriere. Viele in Lemgo haben ihn noch als Kneipier im legendären „Seitensprung“ in der Breiten Straße in Erinnerung, andere kennen ihn als Fotograf bei Hochzeiten, in Bielefeld ist er der Gasthörer, der dann auf Anregung der Dozenten regulär Literaturwissenschaft studierte. Und jetzt ist der Verantwortliche bei „mein lemgo“, der Lemgoer Internet-Zeitung, die er von Dr. Marlen Grote übernommen hat. „mein lemgo“ sieht er vor allem als Nachrichtenportal, den Titel Chefredakteur lehnt er als zu hoch gegriffen ab. „Ich sammle die Nachrichten, prüfe die Quellen, ihre Richtigkeit und veröffentliche.“ Eigene Artikel werden ebenfalls veröffentlicht, so berichtet er regelmäßig über die Sitzungen der Politik im Rathaus. Aber da macht ihm sein Literaturstudium die Arbeit eher schwerer als leichter: er sucht immer nach der besseren, treffenderen Formulierung. Seine Buchvorstellung „Tim Moore; Zwei Esel auf dem Jakobsweg“ hat sehr viel mit seinen persönlichen Erfahrungen zu tun. 2005 ist er zum ersten Mal den legendären Pfad gepilgert. „Ich bin als Wanderer gestartet und als Pilger angekommen.“ Aber so richtig gespürt hat er es nicht in Santiago de Compostela, sondern erst wieder zuhause, in Lemgo. „Da hatte sich was geändert. Aber da sich in den vier Wochen nicht alle Lemgoer geändert haben konnten, lag’s wohl an mir.“

Wer mehr über die ‚Freunde und Förderer‘ erfahren – oder sie gar bei ihrer Arbeit unterstützen – möchte, findet hier mehr Information: Freunde und Förderer der Stadtbücherei Lemgo

Text: Berthold Jauch-Held

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