Aktuelle Information der Verwaltung zur PCB Belastung im EKG in Form eines Elternbriefes

Im gestrigen gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse ‚Schule‘ und ‚Gemeinsame Betriebe‘ war die PCB Belastung in einem Trakt des Engelbert-Kaempfer-Gymnasiums ein zentrales Thema. Zahlreiche besorgte und verunsicherte Schüler und Lehrer des Gymnasiums waren erschienen, um aktuelle Informationen zu erhalten. Bereichsleiter Karl Wessel (Stadtplanung und Bauen) betonte in einer Stellungnahme, dass man sich der Problematik von Seiten der Stadt bewusst sei und eine Lösung absolute Priorität habe.
Es gehe nun darum, methodisch vorzugehen. Ein Schadstoffkataster müsse erstellt werden und weitere Messungen unter gleichbleibenden Bedingungen sollen belastbare Werte zur Gefahreneinschätzung liefern. Die Volatilität (Schwankung) der Messergebnisse bereitet auch der Schulleitung um Bärbel Fischer Schwierigkeiten, eine abschließende Gefahreneinschätzung abgeben zu können. Während der ersten Messungen waren verhältnismäßig geringe Belastungen festgestellt worden. Im Sommer wiederholte man die Messungen unter ‚worst case‘ Bedingungen (geschlossene Fenster, hohe Wärmebelastung und erhöhte Testvolumen) und kam so zu gesundheitsgefährdenden Werten. Ein Sachverständigenbüro ist bereits mit der Auswertung neuer Messungen beschäftigt und wird die Verwaltung auf dem weiteren Weg begleiten.
Heute veröffentlichte die Stadtverwaltung aktuelle Informationen in Form eines ‚Elternbriefes‘. Wir veröffentlichen diesen hier unkommentiert:
„Zweiter sog. Elternbrief: PCB-Belastung im Klassentrakt
Sehr geehrte Nutzerinnen und Nutzer,
in diesem zweiten Elternbrief möchten wir Sie über die aktuelle Situation und die nächsten Schritte im Umgang mit der PCB-Belastung im Klassentrakt des Engelbert-KaempferGymnasiums informieren.
Was sind PCB (Polychlorierte Biphenyle)?
PCB steht für polychlorierte Biphenyle, eine Stoffgruppe von etwa 200 chemischen Verbindungen, die u.a. als Industriechemikalie in den 1950er bis 1970er Jahren im Baubereich als Weichmacher eingesetzt wurde (z.B. in Fugendichtungsmassen) oder in Anstrichen. Weil PCB schwer abbaubar ist, ist es global verteilt und in der Nahrungskette zu finden. Das führt dazu, dass wir in Deutschland PCB zum überwiegenden Teil über unsere Nahrung aufnehmen (v.a. tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Milch). Aber PCB kann auch über die Haut und die Atemwege aufgenommen werden.
Die PCB-Belastungen werden durch zertifizierte Sachverständige untersucht und beurteilt. Außerdem sind das Gesundheitsamt des Kreises Lippe und die Bezirksregierung Detmold in die Beurteilung und Maßnahmenplanung eingebunden, damit das Wohlergehen aller Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes an erster Stelle steht.
Was bedeutet eine PCB-Belastung?
Grundlage für den Umgang mit PCB in Gebäuden ist die Richtlinie für die Bewertung und Sanierung PCB-belasteter Baustoffe und Bauteile in Gebäuden, kurz: die PCB-Richtlinie NRW. Die PCB-Richtlinie NRW sagt Folgendes: Sie unterscheidet bei einer PCB-Belastung der Raumluft zwischen einer nicht erhöhten PCB-Konzentration, einer geringfügig erhöhten PCB Belastung (Überschreiten des Vorsorgewerts) und einer deutlich erhöhten PCB-Belastung (Überschreiten des Interventionswerts).
Die PCB-Konzentration in der Raumluft gilt als nicht erhöht, wenn der Wert unter 300 ng PCB/m³ Luft liegt. Dieser Wert ist auch der Zielwert nach einer Sanierungsmaßnahme. Die PCB-Belastung gilt als geringfügig erhöht, wenn die Raumluft-Konzentration zwischen 300 und 3.000 ng PCB/m³ Luft liegt. Bei einer geringfügig erhöhten PCB-Belastung ist der betroffene Raum mittelfristig zu sanieren und kurzfristig sind Maßnahmen zur Reduzierung der PCB-Belastung zu ergreifen. Damit sind vor allem verstärktes Reinigen und strukturiertes Lüften gemeint.
Die PCB-Belastung gilt als deutlich erhöht, wenn die Raumluftkonzentration über 3.000 ng PCB/m³ Luft liegt. Bei einer deutlich erhöhten PCB-Belastung sind kurzfristig Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen oder alternativ ist von der Nutzung des Raumes bis zur Sanierungsmaßnahme abzusehen.
Welche Messungen gab es im Klassentrakt?
Es gab drei Raumluftmessungen sowie eine Feststoffuntersuchung im Klassentrakt. Die erste Raumluftmessung fand in der zweiten Osterferienwoche statt. In der ersten Ferienwoche wurde eine Grundreinigung durchgeführt. Die Räume wurden nicht gelüftet. Die beiden untersuchten Räume wiesen dabei Werte von 415 ng PCB/m³ bzw. 425 ng PCB/m³ auf. Das entspricht einer geringfügigen Erhöhung der PCB-Belastung. In Absprache mit der Bezirksregierung wurde daraufhin das Lüftungsintervall in allen Räumen des Klassentrakts als Sofortmaßnahme erhöht und weitere Messungen zu anderen Witterungsbedingungen beauftragt. Zusätzliches Lüften und regelmäßiges Reinigen sind erprobte Methoden zur Reduzierung der PCBRaumluftkonzentration und werden von der PCB-Richtlinie als Sofortmaßnahmen vorgesehen.
Um die Belastung valide zu messen, müssen die Messungen in regelmäßigen Abständen erfolgen, damit auch der Einfluss von Witterungsbedingungen (z.B. Hitze im Sommer) betrachtet wird. Deswegen wurde der Zeitpunkt in den Sommerferien gewählt. Es gab außerdem Gespräche mit der Schulleitung, stellvertretenden Schulleitung und den Elternpflegschaftsvorsitzenden.
Die zweite Raumluftmessung fand in der 4. Woche der Sommerferien statt. Um eine ReferenzMessung unter schlechtesten Voraussetzungen zu ermitteln, wurden die Bedingungen für die Messung bewusst schlecht gestaltet: Die sechs Räume waren seit Ferienbeginn nicht gereinigt worden und es hatte auch nicht die im Sommer übliche Grundreinigung gegeben. Zudem waren die Räume nicht gelüftet worden und die Temperaturen waren sommerlich erhöht.
Dementsprechend war eine erhöhte Belastung der Raumluft zu erwarten. Von den sechs untersuchten Räumen wiesen drei keine erhöhte Raumluftbelastung auf (zwischen 94,5 ng/m³ und 260 ng/m³). In zwei Räumen war die PCB-Belastung geringfügig erhöht (zwischen 446 ng/m³ und 2.841 ng/m³). In einem Raum gab es eine deutliche Erhöhung der PCB-Belastung mit einem Wert von 13.985 ng/m³. Dieser Wert ist schon allein durch seine Höhe auffällig, aber auch dadurch, dass er im Folgenden in dieser Höhe nicht bestätigt wurde.
In der sechsten Ferienwoche gab es eine weitere Messung. Die Raumluft in der Sporthalle war dabei unbedenklich (10,5 ng PCB/m³). In vier Räumen wies die Raumluft eine geringfügige Erhöhung auf (zwischen 361 ng PCB/m³ und 2.157 ng PCB/m³). In dem laut der Messung von Ende Juli am stärksten belasteten Raum lag das Messergebnis bei 3.154,5 ng PCB/m³, auch das fällt in den Bereich einer deutlich erhöhten Raumluftbelastung.
In Summe ist bisher die Raumluft von acht Räumen, zum Teil mehrfach, unter den genannten erschwerten Bedingungen untersucht worden. Damit ist die grundsätzliche PCB-Belastung der Raumluft bestätigt. Die Höhe der Belastung zu den Zeiten, wenn das Gebäude durch Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen, Lehrer und andere Personen genutzt worden ist, ist so noch unklar. Mit den Untersuchungen unter den Bedingungen des Normals-Betriebs (normales Lüften, normales Reinigen) konnte Anfang September ein neues Sachverständigenbüro beauftragt werden. Die ersten Messungen und Messergebnisse stehen derzeit noch aus.
Bei der Feststoffuntersuchung wurden mehrere Flächen in zunächst zwei Klassenräumen auf eine PCB-Belastung untersucht. Dabei ist eine Belastung der Fugendichtmassen festgestellt worden. Weiteres untersuchtes Material (z.B. Heizungsfarbe, Wandfarbe etc.) war nicht auffällig belastet, doch auch dem gehen wir selbstverständlich weiter nach.
Was bedeutet das für den Unterricht?
Die bisherigen Messungen sind allesamt unter erschwerten Bedingungen durchgeführt worden. Die Räume waren ungelüftet und es hatte teils wochenlang keine Reinigungen gegeben. Dementsprechend gibt es derzeit keine Messergebnisse dazu, wie die Raumluftbelastung während der normalen Nutzung gewesen ist bzw. wäre. Solange es keine Messreihe mit validen Daten dazu gibt, wie die Belastung bei normaler Nutzung ist (normale Lüftung und Reinigung, keine zusätzliche Reinigung), werden die Räume vorsichtshalber nicht für den Schulunterricht genutzt.
Anfang September konnte, wie bereits erwähnt, ein Sachverständigenbüro beauftragt werden, die Messungen unter normalen Bedingungen durchzuführen. Grundlage für die Durchführung der Messungen sind die Empfehlungen des Umweltbundesamtes. Durch die Einhaltung dieser Standards wird eine Vergleichbarkeit der Messungen in den Räumen und ggf. auch mit anderen Gebäuden gesichert. Die Messungen werden entsprechend der Verfügbarkeit des Sachverständigenbüros schnellstmöglich durchgeführt. Begonnen werden die Messungen in den Räumen mit der größten Aufenthaltsdauer, das sind zunächst die Klassenräume.
Solange keine validen Daten zu den Raumluftbelastungen vorliegen und das weitere Vorgehen nicht mit der Bezirksregierung Detmold und dem Gesundheitsamt des Kreises Lippe abgesprochen ist, werden die Räume im Klassentrakt nicht für den Schulunterricht genutzt.
Wo befindet sich das PCB im Klassentrakt und wie kann es entfernt werden?
Eine erste Feststoffuntersuchung in zwei Räumen legt nahe, dass die Fugendichtungsmasse mit PCB belastet ist. Diesem Verdacht muss systematisch in den weiteren Räumen nachgegangen werden. Außerdem werden weitere Quellen gesucht, um alle Unwägbarkeiten zu erkennen bzw. auszuschließen. Diese Untersuchungen und Auswertungen ergeben im weiteren Verlauf ein Schadstoffkataster des Klassentrakts. Darin werden sämtliche PCB-Quellen und belasteten Elemente aufgelistet. Wenn das Schadstoffkataster vorliegt, kann ein Sanierungsfahrplan festgelegt werden, weil erst dann klar ist, wie das Gebäude zu sanieren ist, damit die PCBBelastung in den Räumen beseitigt wird.
Welche Pläne gibt es für Ausweichquartiere während der Messarbeiten und einer möglichen Sanierung?
Es laufen bereits Anfragen und Planungen, um Ausweichquartiere für die Schule zu schaffen. Die Möglichkeiten reichen dabei von der Anmietung von bestehenden Objekten, die für eine Schulnutzung umzugestalten wären, bis hin zur Beschaffung von Containern. Eine kurzfristige Lösung hat sich noch nicht angeboten, aber die Gespräche, Anfragen und Besichtigungen laufen weiter.
Wie geht es weiter?
Die aktuellsten Informationen können wir weitergeben, sobald valide Daten und Informationen vorliegen. Meine Kolleginnen, Kollegen und ich versuchen so zügig zu informieren, wie uns möglich ist. Die Schaffung einer sicheren und angemessenen Lernumgebung für die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und alle weiteren Personen, die sich im Klassentrakt aufhalten, hat für uns oberste Priorität. Deswegen arbeiten meine Kolleginnen, Kollegen und ich weiter mit Hochdruck daran, die PCB-Belastung zu reduzieren, vor allem zu beseitigen und möglichst schnell eine Lösung für die Zeit bis dahin zu finden. Dazu werden wir auch weiterhin eng mit der Schulleitung und der Bezirksregierung Detmold, dem Gesundheitsamt des Kreises Lippe, der Unfallkasse NRW sowie den Prüfinstituten zusammenarbeiten und Sie auf dem Laufenden halten.
Markus Baier
(Bürgermeister)“