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Grundsteinlegung in Lemgo: Mobilitätszentrum UrbanLand nimmt Gestalt an

Die Zukunft der Mobilität wird nicht in den Metropolen allein entschieden, sondern dort, wo Menschen leben, pendeln, Güter transportieren und Energie bereitstellen müssen – in ländlichen Räumen und den Übergangsbereichen zu Städten. Mit dem Mobilitätszentrum UrbanLand (MZL) baut die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) in Lemgo eine bundesweit einzigartige Forschungsplattform auf, die genau hier ansetzt: an der Schnittstelle von Mobilität, Energieversorgung und Nachhaltigkeit. Am 23. September wurde auf dem Innovation Campus Lemgo feierlich der Grundstein gelegt.

Das Bundesministerium für Verkehr fördert den Bau mit 18 Millionen Euro. Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr: „Mit dem Mobilitätszentrum UrbanLand entsteht in Lemgo ein innovativer Forschungsstandort, der die Zukunft der Mobilität ganzheitlich denkt – vernetzt, nachhaltig und praxisnah. Dass das Bundesministerium für Verkehr den Bau mit 18 Millionen Euro unterstützt, ist ein klares Signal: Wir brauchen genau solche Orte, an denen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam Lösungen für eine klimafreundliche Mobilität entwickeln. Lemgo zeigt, wie Transformation gelingt – nicht nur in den Metropolen, sondern gerade auch in den Regionen, in denen Menschen leben, arbeiten und pendeln.“

„Wir stellen uns hier verschiedenen großen Fragen unserer Zeit und forschen in Lemgo nach Antworten: Wie bewegen wir Menschen und Güter klimafreundlich? Und wie schaffen und sichern wir dafür die notwendigen nachhaltigen Mobilitätslösungen?“, sagte TH-OWL-Präsident Professor Dr. Jürgen Krahl bei der Zeremonie.

Projektleiter Professor Dr. Thomas Schulte, Leitung des Instituts für Energieforschung der TH OWL, ergänzte: „Das MZL bietet uns mit seiner Forschungsinfrastruktur zukünftig ideale Forschungsmöglichkeiten im Bereich der Mobilität unter Einsatz von Wasserstoff- und DC Technologien.“

Ein Labor für die Mobilität von morgen

Das MZL wird in drei verbundene Gebäudeteile gegliedert sein: eine rund 500 Quadratmeter große Forschungshalle mit Kranbahn, Elektrolyseuren, Brennstoffzellen und abgesicherten Experimentalbereichen. Ferner wird ein Prüfstand geschaffen, auf dem Fahrzeuge mit alternativen Antrieben getestet werden, sowie Büro-, Konferenz- und Transferflächen, ergänzt durch ein Digitallabor. Im Außenbereich kommen ein Lager für gasförmige Energieträger und Flächen für Experimentalcontainer hinzu. Die Fertigstellung ist für Ende nächsten Jahres geplant.

Der Neubau des MZL ist mehr als Beton und Technik. Er ist Ausdruck eines ganzheitlichen Forschungsansatzes, der nicht in Einzelsegmenten denkt. Mobilität, Energie und Experimentierraum werden im MZL zusammen gedacht.

Das Zentrum soll zeigen, wie sich Strom, Wärme, Gas, nachhaltige Kraftstoffe und Verkehr intelligent koppeln lassen. Dazu gehören auch Versorgungsketten für Wasserstoff, E-Fuels und Biofuels, bidirektionale Ladeinfrastrukturen, flexible Speicherlösungen oder digitale Zwillinge für Energiemanagement und Verkehrssteuerung.

Forschung mit Praxisbezug

In Lemgo entsteht keine abgeschottete Versuchsanlage, sondern ein offenes Haus mit Strahlkraft weit über die Region hinaus. Geplant sind Showrooms, Dialogformate und Transferflächen, die den Austausch mit Wirtschaft, Kommunen und Bürgerschaft fördern. Unternehmen können hier Antriebssysteme erproben, Kommunen Modelllösungen für klimafreundliche Mobilität entwickeln, Studierende mit modernster Infrastruktur lernen. „Wie immer, schnitzen wir auch bei diesem wichtigen Thema nicht am akademischen Elfenbeinturm. Vielmehr suchen wir Lösungen, die anwendbar sind und Menschen im Alltag helfen“, betonte Professor Krahl.

Konkret heißt das: Im MZL wird auch am autonomen Einschienenfahrzeug Monocab gearbeitet, an Fahrzeugrollenprüfständen für neue Antriebe oder an Simulationen für Energiesysteme. Forschende untersuchen, wie Elektrolyseure und Speicher in reale Netze eingebunden werden, wie Stromflüsse im Gleichstromnetz effizient gesteuert werden können, oder wie sich Fahrzeuge bidirektional ins Netz integrieren lassen.

Da nicht die Verbrennungsmotoren an sich, sondern ihre fossilen Kraftstoffe das Klima belasten, wird auch an klimafreundlichen Kraftstoffen geforscht, die mit bestehenden und zukünftigen Motorengenerationen kompatibel sind.

Eine einmalige Modellregion mit Leuchtturmcharakter

Die Liste der Vorteile ist lang. Studierende der TH OWL erhalten einen direkten Zugang zu einer Forschungsinfrastruktur, die in dieser Form einzigartig in Deutschland ist. Unternehmen profitieren von praxisnaher Technologieentwicklung. Kommunen können Ergebnisse für eigene Mobilitätskonzepte übernehmen. Und die Menschen vor Ort sollen erleben, wie Forschung direkt in den Alltag wirkt – sei es durch neue Mobilitätsangebote oder durch Transparenz und Beteiligung.

Das MZL ergänzt bestehende Projekte am Innovation Campus Lemgo, darunter das KraftwerkLand, das Projekt DC-Power oder eben das Monocab-Vorhaben. Im Ergebnis entsteht eine Modellregion für postfossile Mobilität, die die Forschungslandschaft in Deutschland im Themenfeld Mobilität stärkt.

Symbol für Aufbruch

Mit der Grundsteinlegung am 23. September hat die TH OWL nicht nur den Bau eines Gebäudes begonnen, sie hat ein sichtbares Bekenntnis zur Transformation abgelegt. Für die Hochschule bedeutet das MZL eine konsequente Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen in Energie- und Mobilitätsforschung. Für die Region ist es ein Zukunftsversprechen: Hier wird nicht über Wandel geredet, hier wird er gestaltet!

Die Gäste der Grundsteinlegung konnten diesen Geist bereits spüren. Wo jetzt noch Bagger stehen, wird bald ein Ort entstehen, an dem Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam Antworten finden.

Das Vorhaben Mobilitätszentrum UrbanLand wird mit 18 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr gefördert.

PM TH OWL

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Michael Pitt

Michael Pitt betreibt das Portal Mein-Lemgo im dritten Jahr. Er ist in Lemgo geboren und wohnt direkt am Marktplatz.
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