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Warum Wasserstoff überschätzt wird – Vortrag vom Energieexperten Dr. Dieter Attig

Der große Saal im Haus Wippermann war restlos gefüllt anlässlich des spannenden Vortrags von Dr. Attig in einer Zusammenarbeit der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte und der VHS Detmold-Lemgo.

Alle Welt spricht vom Klimawandel, doch der Begriff verharmlost, dass wir in Wirklichkeit auf eine komplette Veränderung der Lebensbedingungen auf der Erde zusteuern, wenn der weltweite CO2-Ausstoß nicht sofort drastisch abgebremst wird“, so machte Dieter Attig gleich zu Beginn des Vortrags klar. Anhand von wissenschaftlichen Modellrechnungen über die Auswirkungen der Erderhitzung, zeigte Dr. Attig auf, dass bei einem nicht mehr unwahrscheinlichen Anstieg auf 4 Grad nur noch die nördlichen und weit südlichen Gebiete der Welt als gemäßigte Zone bewohnbar sein werden. Dazwischen werde es „praktisch nur noch Wüste geben“, was dramatische Bevölkerungsverschiebungen zur Folge haben werde, prognostiziert Attig. 

Die Bevölkerungsentwicklung auf der Erde beschleunige das Problem. Je weiter fortgeschritten die Entwicklungsstufe eines Landes ist, desto mehr CO2 stoßen die Bewohner aus. Am meisten zur Erderhitzung tragen bisher die hoch entwickelten, aber relativ bevölkerungsarmen Industrienationen Europas und Nordamerikas bei. Wenn die bevölkerungsreichen Länder Asiens ebenfalls in dem Maße ihren CO-Ausstoß steigern, werden auch die Auswirkungen auf das Klima stark ansteigen. 

„Aktuell stellt sich nur noch die Frage, wie sich diese Entwicklung verlangsamen lässt, denn aufhalten lässt sich der „Klimawandel“ nicht mehr “, so Dr. Attig weiter. Dabei spiele die Art der Energiegewinnung eine entscheidende Rolle, da ein nicht unerheblicher Teil der Erderhitzung daraus resultiert. Im zweiten Teil des Vortrags stellte er daher, die verschiedene Ansätze vor, wie Energie erzeugt und genutzt werden kann. Dabei werden im Bereich der Mobilität die Energieträger Strom, Wasserstoff und e-Fuels miteinander verglichen. Wasserstoff kann dabei als sogenannter grüner Wasserstoff mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden oder als grauer Wasserstoff auf weit umweltschädlichere Weise. 

Dr. Attig stellte in seinem Vortrag klar, dass in der Bilanz Wasserstoff mit dem Wirkungsgrad von direkter Stromnutzung nicht mithalten kann. Aus diesem Grund sei Wasserstoff keine gute Wahl für die Nutzung im Verkehr und bei der Gebäudeheizung. „E-Fuels sind zwar noch ungünstiger im Wirkungsgrad, aber wer es ernst mit der Vermeidung der Klimakrise meint, propagiert Wasserstoff nicht als Lösung dafür“, meint Dr. Attig.

Der Schlüssel zur größtmöglichen Vermeidung einer übermäßigen Erhitzung der Erde sei die Erzeugung erneuerbarer Energien statt der Verwendung fossiler Brennstoffe. Wirtschaftlich könne die Erzeugung von Strom aus Atomkraft mit den erneuerbaren Energien schon lange nicht mehr mithalten. „Daher müssen wir bei dem Ausbau und der Verwendung von erneuerbaren Energien konsequent und entschlossen vorgehen, um so auch ein Vorbild für andere Regionen in der Welt zu sein“, forderte Dr. Attig. 

Dr. Attig engagiert sich in Lippe als Aufsichtsratsvorsitzender der Umweltinitiative Lemgo/Lippe. Deren Ziel ist es, vor Ort die Errichtung von Wind- und Solaranlagen voranzubringen und die Bürgerinnen und Bürger daran zu beteiligen. Dr. Attig hat in Energieverfahrenstechnik promoviert, er war unter anderem lange Jahre Geschäftsführer der Stadtwerke Lemgo und der Stadtwerke Aachen.  

Nach dem umfangreichen Vortrag gab es noch Gelegenheit für Nachfragen und zur Diskussion. Das zahlreich erschienene Publikum machte davon ausgiebig Gebrauch. In der interessierten und konstruktiven Diskussion konnten zahlreiche Einzelaspekte um das komplexe Thema herum besprochen und geklärt werden.

Claudia Biehahn, Leiterin der VHS Detmold-Lemgo, freute sich über die enorme Resonanz im Publikum und bedankte sich bei Dr. Attig dafür, wie anschaulich er das Thema und die Dringlichkeit des Handels vor Augen geführt habe. Weitere Veranstaltungen zu den Themen Klimaschutz und Energieversorgung seien bereits geplant, auch mit dem Energieexperten Dr. Attig.  

Die Lippische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte hat bereits den ersten Vortrag in der Reihe von Dr. Attig mit ausgerichtet. Das Interesse und die Resonanz während und nach dem Vortrag zeigen der LGPZ, dass dieses Thema nicht nur von Bedeutung, sondern auch von allgemeinem Interesse ist. „Inhalt und Resonanz waren so gut, dass dies sicher nicht der letzte Vortrag zu diesem wichtigen Thema war“, so Arne Brand, Vorsitzender der LGPZ abschließend.

PM Arne Brand / LGPZ

Die Lippische Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte ist eine lippische Nichtregierungsorganisation. Engagierte Demokratinnen und Demokraten informieren sich selber und andere über wichtige gesellschaftliche Themen und Entwicklungen. Die LGPZ führt dazu Veranstaltungen, Themenreisen und weitere Veranstaltungen im Rahmen der politischen Bildung durch. Weiteres unterwww.lippische-gesellschaft.de

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