Sport

TBV unterliegt nach unglaublichem Handball-Krimi

Die Sensation war erneut zum Greifen nah. Noch sieben Minuten vor Ende lag der TBV in Front, dann entschieden Kleinigkeiten und die individuelle Klasse einzelner Akteure über den Ausgang dieses Handball-Krimis der Extraklasse. Nach einer von Beginn an unfassbar guten Performance – mental, taktisch sowie sportlich – musste sich der TBV Lemgo Lippe im ersten Halbfinale des REWE Final4 in
der mit 12.000 Zuschauern prallgefüllten Barclays Arena in Hamburg mit 26:28 (12:12) dem THW Kiel geschlagen geben.

„Wir haben heute viel richtig gemacht. Großen Respekt an meine Mannschaft für diesen Kampf und diese unglaubliche Leistung“, sagte TBV-Trainer Florian Kehrmann anschließend mit einem Lächeln im Gesicht.
Zum Spielverlauf: Viele, inklusive Sky-Experte Stefan Kretzschmar, gingen vor der Partie von einer eindeutigen Angelegenheit zu Gunsten Kiels aus. Keine Unbekannte Ausgangslage. Doch davon war von Beginn an keine Spur. Im Gegenteil: Das Kehrmann-Team zeigte sich in der Manier einer absoluten Top-Mannschaft, spielt von Minute eins an konzentriert und fast fehlerfrei. Während sich der Weltklasse THWRückraum um Sagosen und Weinhold fast in jedem Angriffsversuch gegen ein schier unüberwindbares TBV-Bollwerk schwertat, sich jedes Tor hart erarbeiten musste, trafen Cederholm, Suton und Carlsbogård, welcher die Rolle des Regisseurs fast durchweg mit Bravour übernahm, immer wieder die richtigen Entscheidungen.

Bis zum 5:5 von Hutecek in Minute elf ging es trotzdem munter hin und her – inklusive einiger
Führungswechsel – da zumindest das Spiel mit den Kreisläufern in der Offensive des Rekordmeisters gut funktionierte.
Auf eine bis dato bereits bärenstarke Mannschaftsleistung legten die Lipper ab der 20. Minute dann sogar noch eine ordentliche Schippe drauf: Der eingewechselte Held aus dem Finale des letzten Jahres, Finn Zecher, parierte gleich drei freie Bälle auf Reihe. Die Ballgewinne nutzen seine Vorderleute, um sich bis zur 26. Spielminute eine Drei-Tore-Führung herauszuspielen (12:9). Die Halle bebte, vor allem die
Lemgoer Fans waren jetzt in der Barclays Arena zu hören. Nur weil Niklas Landin bereits in den Schlussminuten von Durchgang eins das Tor vernagelte und der TBV mit etwas Wurfpech und viel Aluminium zu kämpfen hatte, konnte sich das Team von Trainer Filip Jicha bis zur Pause aber wieder auf 12:12 herankämpfen. So ging es nach dieser actionreichen ersten Halbzeit aus Lemgoer Sicht (nur) mit einem Unentschieden in die Kabine.

Nach zwei schnellen Toren stand es gut zwei Minuten nach Wiederanpfiff 12:14 für die Zebras. Doch der in vielen Situationen glänzende Tim Suton egalisierte den Vorsprung mit einem Doppelschlag bis zur 39. Spielminute. Folglich wechselte Kehrmann Zecher für einen Feldspieler aus und stellte um auf Sieben-gegen-Sechs. Mit Erfolg: Weiterhin blieb Lemgo im Angriff cool und geduldig und veredelte seine Angriffe ein ums andere Mal mit gut herausgespielten Toren. Taktisch und charakterlich stand der amtierende Pokalsieger dem deutschen Meister in nichts nach – im Gegenteil. Für Kiel hingegen ging vor allem einer voran: Sander Sagosen. Der norwegische Weltklasse-Mann besorgte seinem Team mit zahlreichen Einzelaktionen entweder Ausgleichs- oder auch immer mal wieder den Führungstreffer. Es ging Schlag auf Schlag, der Ausgang der Partie war völlig offen. Als Zerbe den Ball zum 18:18 in den Winkel nagelte, spätestens aber, als Elísson zehn Minuten vor Ende zur 21:20-Führung traf, waren auch die TBV-Anhänger in Hamburg kaum noch zu bändigen und die Sensation lag ein weiteres Mal in der Luft.

Noch in der 53. Minute erzielte der weiterhin starke Carlsbogård das 24:23 für sein Team, doch gerade in den finalen Minuten der Partie ragte ein weiterer Kieler über sich hinaus. Mit einigen unglaublichen Reflexen vernagelte Niklas Landin das THW-Gehäuse und brachte seine Mannschaft damit auf die Siegerstraße. Von 24:23 zogen die Zebras so auf 24:26 weg. Mit seiner 14. Parade gegen einen eigentlich platzierten und überlegten Wurf von Simak vom Kreis, brachte der dänische Schlussmann die Vorentscheidung (58.). Als Sagosen kurz darauf per Schlagwurf über den Lemgoer Block zum 25:28 traf (59.) war die Messe gelesen. Der verwandelte Strafwurf von Elisson zum 26:28-Endstand kam aus Lemgoer Sicht leider zu spät. Chapeau an das gesamte Lemgoer Team. Dieses unglaublich mitreißende Halbfinale wird trotz des Ausscheidens sicher lange in guter Erinnerung bleiben. Am Ende war es mehr die individuelle Klasse Einzelner als die mannschaftliche oder mentale Leistung, die zu Gunsten des deutschen Rekordmeisters entschied. Glückwunsch an den TBV für einen beeindruckenden Auftritt und eine mehr als gelungene Pokal-Saison!

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Wie so oft hat heute Niklas Landin den Unterschied gemacht. Ein Knackpunkt war, als wir sieben Minuten vor Schluss führen und dann frei vor dem Kieler Tor vergeben. Ich bin sehr stolz und kann keinem Meiner Spieler einen Vorwurf machen. Die Atmosphäre war wieder unfassbar. Wir verlieren in den letzten 5 Minuten, weil Kleinigkeiten entscheiden. Wenn der ein oder andere Wurf mehr reingeht, hätten wir hier die nächste Sensation gehabt.“
Johanthan Carlsbogård: „Wir hätten mit einer Führung in die Pause gehen müssen. Dann machen wir es trotzdem bis zum Ende echt gut. Kiel hat nun mal auch den besten Torwart der Welt im Team, gegen Landin kann es schon einmal ziemlich schwer werden.“
Sander Sagosen: „Das war ein geiles Spiel, am Ende haben wir weniger technische Fehler gemacht. Es war ein großer Kampf, Lemgo hat das hervorragend gemacht!“
Filip Jicha: „Es war super ausgeglichen, wir mussten heute 110 Prozent geben, um Lemgo zu besiegen.“

TBV Lemgo Lippe: Johannesson (1), Zecher; Hutecek (1), Elísson (7/3), I. Guardiola, Simak (2), Carlsbogård (1), Schagen (1), Schwarzer, Suton (4), Zerbe (3), G. Guardiola (3), Cederholm (3), Reitemann, Blaauw, Geis

PM TBV Lemgo Lippe

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