„Juden in Nordlippe“: Ausstellungseröffnung im „Alten Kötterhaus“ in Lüdenhausen
Am vergangenen Sonntag wurde im „Alten Kötterhaus“ in Lüdenhausen die Wanderausstellung „Die Hochfelds und ihre Verwandten. Jüdische Familiengeschichten aus Nordlippe“ an ihrer letzten Station eröffnet. Die Eröffnung fand im Beisein des Kalletaler Bürgermeisters Mario Hecker und zahlreichen Gästen statt.
Das „Alte Kötterhaus“, Galerie und Atelier der Künstlerin Ute Fischer, ist ein besonderer Ort für die Ausstellung. Bei der Renovierung und Restaurierung des Fachwerkhauses um das Jahr 2000 ist eine Mikwe, ein jüdisches Tauchbad, entdeckt worden. Diese Mikwe ist ein einzigartiges Zeugnis des Landjudentums in Nordlippe und darüber hinaus. Wie die Mikwe entdeckt und wie sie denkmalgerecht erhalten wurde, hat Günter Fischer den Gästen in einer kurzen Ansprache erläutert.
Die Ausstellung beschäftigt sich nicht mit den Anfängen jüdischen Lebens in Nordlippe, sondern mit seinem Ende im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht die jüdische Familie Hochfeld und ihr Weg vom Status als Schutzjude in der Gemeinde Bega zu Anfang des 19. Jahrhunderts bis zu wirtschaftlich erfolgreichen und angesehenen Bürgern in der Stadt Lemgo. Auch andere jüdische Familien zogen im späten 19. Jahrhundert aus den nordlippischen Dörfern nach Lemgo. Zu ihnen gehörten Emma und Willy Rosenheim aus Lüdenhausen mit ihren Töchtern Else und Hannah. Willy Rosenheim übernahm eine Zigarrenfabrik. Er starb 1904. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Lemgo. Seine Frau führte den Betrieb nach seinem Tod fort.
In der Ausstellung nimmt die Hochzeitszeitung einen besonderen Platz ein, die aus Anlass der Heirat von Else Rosenheim und Gustav Maybaum im Jahre 1910 erschienen ist. Als Zeugnis zur Alltags- und Festkultur des westfälisch-lippischen Landjudentums ist diese Hochzeitszeitung eine besondere Rarität!
In seiner Einführungsrede ging Jürgen Scheffler, der Kurator der Ausstellung, insbesondere auf die Biografie von Else Maybaum ein, die kurz nach der Hochzeit mit ihrem Mann nach Hannover zog. Dort wurden die beiden Töchter Sigrid und Edith geboren. Gustav Maybaum starb 1928. In den Jahren der NS-Verfolgung emigrierten die Töchter: Sigrid mit ihrem Mann Ernst Hochfeld nach Südafrika, Edith in die USA. Ihre Bemühungen um die Auswanderung der Mutter blieben vergeblich. Else Maybaum zog in den späten 1930er Jahren von Hannover nach Düsseldorf, in die Nähe ihrer Schwester Hannah. Vom Güterbahnhof Düsseldorf aus wurde Else Maybaum am 10. November 1941 ins Ghetto Minsk im heutigen Belarus deportiert und dort ermordet. Als sie abtransportiert wurde, war sie 50 Jahre alt.
Die Ausstellung in Lüdenhausen ist die letzte Station der Wanderausstellung „Juden in Lippe“, die im Verlauf des Sommers 2022 im Schloss Brake sowie in Dörentrup, Barntrup, Alverdissen und Bösingfeld zu sehen war. Sie wurde vom Kulturstellwerk Nordlippe in Kooperation mit dem Landesverband Lippe, den nordlippischen Gemeinden, den Museen der Stadt Lemgo und dem Verein Landeseisenbahn Lippe e.V. getragen.
PM KulturStellwerk Nordlippe