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Die etwas andere Frühjahrswanderung

Spannendes über den Biesterberg

Es war keine klassische Frühjahrswanderung zu der die Nachbarschaft Lemgo Süd eingeladen hatte. Vielmehr eine Wanderung mit einer Vielzahl von Eindrücken und z.T. neuen Informationen.  Am Startpunkt beim Familienzentrum Wilde Wiese begrüßte Organisatorin Michaela Paschek die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, insbesondere die Herrn Füller (ehemaliger Leiter der biologischen Station Lippe) und Lüer sowie Stadtführerin Lisel Kochsiek Jakobfeuerborn, letztere gab zu Beginn einen Einblick in die Entstehung der Besiedlung des Biesterbergs.

Im Rahmen der hochinteressanten und spannenden Führung durch das Naturschutzgebiet Biesterberg, mit seinen 75 ha Fläche und 220 m ü NN, boten sich reizvolle Blicke hin zum Teutoburger Wald im Süden. Im Norden lag einem die Alte Hansestadt Lemgo und Brake quasi zu Füßen. 

Informatives gab es aber insbesondere auf den Freiflächen. Der westliche Teil des heutigen NSG wurde von 1953 bis 1990 von der britischen Armee als Übungsplatz genutzt. Dies verhinderte eine landwirtschaftliche Nutzung, so dass sich auf dem gegliederten und durch Gehölz von der umgebenden Landschaft abgeschirmten Gelände eine Insel der Artenvielfalt entwickelte. Das Befahren mit Militärgerät führte dabei zu einer teilweisen Zerstörung der Grasnarbe, ließ ein besonderes Geländerelief entstehen, darunter natürlich Fahrspuren, aber auch wassergefüllte Mulden und Rohbodenflächen. Diese boten dann überraschender Weise gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, die sich auf nährstoffarme Lebensräume spezialisiert haben interessante Möglichkeiten.

Nunmehr hat sich die früher regelmäßige beschädigte Vegetationsdecke wieder geschlossen und die konkurrenzschwachen Rohbodenbesiedler sind weitgehend wieder verschwunden.

Pflanzengemeinschaften, die Verwundungen der Vegetationsdecke und des Bodens wieder schließen, werden als Heilgesellschaften bezeichnet. Der Name weist darauf hin, dass es sich hier um einen natürlichen Vorgang handelt. Anders ausgedrückt: Auch Naturschutzgebiete altern und verändern sich. Noack Füller stellte dar, wenn man einen bestimmten Zustand erhalten will, dann muss man dagegen anarbeiten. Dementsprechend soll durch eine angepasste Pflege die Artenvielfalt der Freiflächen durch eine unterschiedlich intensive Beweidung, regelmäßiges Zurückdrängen der sich ausbreitenden Gehölze und gezielte Bodenverwundungen erhalten bzw. wiederentwickelt werden. Hierbei ist das Engagement der STAFF-Stiftung, die im Jahr 2003 gut 20 ha des ehemaligen Truppenübungsplatzes erworben hat, besonders hervorzuheben.  Sie finanziert oder setzt mit ihren Mitarbeitern die angesprochenen Maßnahmen im NSG um und ermöglicht auch eine extensive Schafbeweidung, die aktuell vom Schäfer Arndt aus dem Kreis Höxter durchgeführt wird.


Die Biologische Station Lippe erarbeitet in enger Abstimmung mit dem Bewirtschafter und der STAFF Stiftung jährlich Vorschläge für das Beweidungs- und Gebietsmanagement. Eine Besonderheit ist die von der STAFF-Stiftung ermöglichte Bewirtschaftung eines Schutzackers für bedrohte Acker-Wildkräuter. Hier wachsen so Noack Füller in Lippe fast ausgestorbene Arten wie Acker-Ziest, Knollen-Platterbse oder Ackerröte.


Am Südrand des NSG liegt im Randbereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes einer der wenigen in der offenen Landschaft erhaltenen Abschnitte der alten Lemgoer Landwehr. In einem kleinen Abschnitt wurde in Zusammenarbeit des Vereines Alt Lemgo und der Biologischen Station Lippe ein Stück der ehemaligen Landwehr restauriert und der Gehölzbewuchs wieder verflochten, so dass man hier einen Eindruck von der Funktionsweise historischer Landwehren erhalten kann.
Der östliche Teil des NSG wird von Laubwald bedeckt. Mit tief eingeschnittenen Bachtälern und zahlreichen, inzwischen von der Vegetation überwachsenen alten Mergelgruben hat auch dieser Bereich seine unverwechselbare Geschichte und seinen besonderen Charme.

Nach ca. zwei Stunden ging man nach einer schönen Wanderung mit neuen Erkenntnissen auseinander. Der abschließende Dank galt den sachkundigen Führern dieser interessanten Veranstaltung, aber auch der Organisatorin sowie den anwesenden Ratsherren Dirk Bensel und Roman Paschek, die sich aktiv in die verschiedenen Veranstaltungen der Nachbarschaft Lemgo Süd einbringen.

Text Karl-Heinz Mense (Sprecher Leitungsteam Nachbarschaft Lemgo Süd)

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